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DOI: 10.1055/s-2007-970218
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Bericht des Arbeitskreises (AK) für Mammadiagnostik und Mammaintervention
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
20. Februar 2007 (online)
Christian Weismann
Die Brustkrebsfrüherkennung ist europaweit durch eine erhebliche mediale Präsenz gekennzeichnet, was zur Folge hat, dass sowohl von politischer als auch von wissenschaftlicher Seite die bestehenden Strukturen hinterfragt werden. Der Arbeitskreis (AK) für Mammadiagnostik und Mammaintervention ist als Teilbereich der österreichischen Röntgengesellschaft (ÖRG) aufgerufen, einerseits bestehende Mängel aufzuzeigen und andererseits übertriebenen Forderungen entgegenzuwirken.
Tatsache ist, dass in Österreich seit ca. 20 Jahren ein opportunistisches Mammakarzinomscreening angeboten und durchgeführt wird. Dabei werden Frauen zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr durch zahlreiche Aufklärungskampagnen angesprochen, dieses Mammakarzinomfrüherkennungsprogramm zu nützen. Ca. 30-40% der Österreicherinnen fühlen sich von diesem Angebot angesprochen und lassen sich über ihren Hausarzt/ihre Hausärztin oder ihren Gynäkologen/ihre Gynäkologin einer Früherkennungsmammografie zuweisen. Dies ist in weiterer Folge, sollte tatsächlich ein Mammakarzinom in einem präklinischen Entwicklungszustand entdeckt werden, eine echte Vorsorge hinsichtlich großer Wahscheinlichkeit eines guten Ausgangs der Erkrankung einerseits und hinsichtlich Brusterhaltung andererseits.
Unter solchen Bedingungen wird die Mammografie, damit auch dem Begriff "Vorsorgemammografie" gerecht. Vergleichende Studien von C. Vutuc, T. Waldhoer und G. Haidinger zwischen dem österreichischen opportunistischen System und dem populationsbezogenen kontrollierten Mammografiescreening-System in Schweden und Finnland, beweisen den Wert des in Österreich durchgeführten opportunistischen Mammakarzinomscreenings. Als Konsequenz daraus muss der AK Mammadiagnostik & Mammaintervention der österreichischen Röntgengesellschaft darauf achten, dass Bewährtes unter größtmöglicher Schonung bestehender Strukturen weiterhin effizient zum Einsatz kommt.
Das dezentrale arztzentrierte Untersuchungskonzept im Niedergelassenen-Bereich und in dazu befähigten Röntgenambulanzen von Spitälern hat sich seit Jahrzehnten in Österreich bewährt und sollte deshalb grundsätzlich beibehalten werden. Die Österreicherin ist an den ärztlichen Kontakt im Rahmen einer Mammakarzinom-Screeninguntersuchung gewöhnt und schätzt die umfassende Betreuung, freie Arztwahl und größtmögliche Flexibilität in ihrer Termingestaltung. Die Früherkennungsuntersuchung setzt die Mammografie als zentralen bildgebenden Test ein und inkludiert zudem die Informationen aus Anamnese und klinischer Untersuchung beider Mammae. Bei mammografisch dichtem Brustgewebe (ACR Grad 3 oder 4) und damit reduzierter Sensitivität der Mammografie wird umgehend eine ergänzende Mammasonografie durchgeführt. Dies gilt gleichermaßen für mammografisch erfasste Befunde, die einer weiteren sonografischen Abklärung bedürfen. Mit dieser Vorgangsweise kann eine optimale Versorgung einer Frau im Rahmen eines einzigen Arztbesuches vorgenommen werden und eine vollkommen unnötige psychische Belastung wird erspart, weil die mammografisch unklare Herdläsion beispielsweise als blande Zyste ohne zeitlichen Aufschub im Ultraschall zur Darstellung kommt.
Damit ist unter solchen Bedingungen einer Österreicherin nie bewusst geworden, dass sie kurzfristig von der Klientin zur Patientin mutierte und damit nur in den wenigen Minuten bis zur Durchführung der Sonografie das Damoklesschwert einer möglichen Karzinomerkrankung über ihr schwebte. Sie kann erleichtert als Klientin ihren RadiologenIn wieder verlassen. Stellt sich ergänzend sonografisch ein weiter abklärungsbedürftiger Mammabefund heraus, kann der RadiologeIn beim unmittelbar nachfolgenden persönlichen Gespräch mit der Patientin den Befund erklären und überzogene Ängste abbauen helfen. Die weiteren Abklärungsschritte werden konsensuell mit der Patientin geplant respektive eingeleitet.
Der AK für Mammadiagnostik & Mammaintervention der ÖRG hat im Zusammenhang mit dem Mammakarzinomscreening auf die Optimierung des bestehenden Systems zu achten, das in besonderem Maß eine organisierte Einladung der Frauen benötigt, und hat auch die Evaluierung der Ergebnisqualität im Auge zu behalten, um so Österreich im internationalen Datenvergleich in sehr guter Position bestehen lassen zu können.
Der AK für Mammadiagnostik & Mammaintervention hat in seinem Teilbereich die Überarbeitung der Orientierungshilfe Radiologie durchgeführt und war damit wesentlich an einer 2006 erschienen Neuauflage beteiligt. Eine wichtige Aufgabe hat sich in der Erstellung eines Lehr- und Lernzielkataloges zum Thema Mammadiagnostik & Mammaintervention für den AK ergeben. Im Rahmen des Österreichischen Röntgenkongresses in Eisenstadt wurde im September 2006 dieser Katalog von der ÖRG vorgestellt. Auch hier wurde versucht einen möglichst tragfähigen Kompromiss innerhalb des AK unter Berücksichtigung der europäischen Vorgaben zu erarbeiten. Das Qualitätszertifikat Mammdiagnostik der ÖRG und der Österreichischen Bundesfachgruppe für Radiologie BURA ist ein wichtiger Schritt zu technischer und diagnostischer Qualitätssicherung im Rahmen des österreichischen Mammakarzinomscreenings.
An der Anpassung der amerikanischen ACR Ultraschall-BI-RADS® an den deutschsprachigen Einsatz mit europäischen arztzentrierten Ultraschalluntersuchungsabläufen wurde in Zusammenarbeit mit den Arbeitskreisen für Mammasonografie der österreichischen, deutschen und schweizerischen Ultraschallgesellschaften ÖGUM, DEGUM und SGUM ein von sämtlichen Gruppen getragenes Ergebnis präsentiert.
Unter der Rubrik Mammadiag nostik der Homepage der Österreichischen Röntgengesellschaft www.oerg.at, die maßgeblich vom AK Mammadiagnostik & Mammaintervention gestaltet wird, finden sich für Brustbiopsien Patientinnenaufklärungsblätter in deutscher, englischer, kroatischer, serbischer und türkischer Sprache. Die deutschsprachige BI-RADS Version für die Mammografie ist ebenso verfügbar wie auch Links zu BI-RADS Bildbeispielen. Selbstverständlich sind die Mitglieder des AK Mammadiagnostik & Mammaintervention aktiv in der Organisation und im Ablauf wissenschaftlicher Sitzungen eingebunden und national wie auch international gefragte Referenten.
Abschließend gilt mein Dank allen, die durch aktive Teilnahme und konstruktive Kritik bereit sind, sich in den AK Mammadiagnostik & Mammaintervention der ÖRG einzubringen, mit dem Ziel, dem Wohle unserer Patientinnen zu dienen.
OA Dr. Christian Weismann
AK-Leiter Mammadiagnostik & Mammaintervention der ÖRG/Leiter des Department für Mammadiagnostik & Mammaintervention
Univ. Inst. f. Radiodiagnostik der PMU Salzburg, LKH-Salzburg
Müllner Hauptstr. 48, A-5020 Salzburg