Aktuelle Neurologie 2007; 34: S274-S278
DOI: 10.1055/s-2007-971036
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rotigotin in der Frühphase des Morbus Parkinson

Rotigotine in Early Parkinson's DiseaseU.  Wüllner1
  • 1Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Bonn (Ltd. Oberarzt)
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Publication Date:
04 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Der transdermal applizierbare Dopaminagonist Rotigotin wird in der Monotherapie zur symptomatischen Behandlung der idiopathischen Parkinsonerkrankung im Frühstadium eingesetzt und ist seit Januar 2007 auch zur Kombinationstherapie mit L-Dopa zur Behandlung der fortgeschrittenen Parkinsonerkrankung zugelassen. Die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Rotigotin im Frühstadium sind durch die Ergebnisse von zwei doppelblinden und plazebokontrollierten Studien unter Einschluss von mehr als 600 Patienten belegt. Diesen Daten zufolge besitzt Rotigotin bei äquipotenter Dosierung eine den anderen Dopaminagonisten vergleichbare Wirksamkeit und gute Verträglichkeit.

Abstract

The dopamine agonist rotigotine that can be applied transdermally is indicated as a monotherapy for the symptomatic treatment of the early stages of idiopathic Parkinson's disease and has also been licensed since January 2007 as a combination therapy with L-Dopa for the treatment of advanced Parkinson's disease. The efficacy and tolerability of rotigotine in the early stages have been established by the results of two double-blind and placebo-controlled studies involving more than 600 patients. According to data from these studies, at equivalent doses to other dopamine agonists, rotigotine exhibits comparable efficacy and is well tolerated.

Literatur

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Diskussion zum Vortrag von Prof. Wüllner

Gibt es Patienten, für die sich das Pflaster Ihrer Erfahrung nach nicht eignet?

Prinzipiell bietet die transdermale Applikation von Rotigotin für alle Parkinsonpatienten eine interessante Option. Ob eine transdermale Anwendung infrage kommt, ist letztlich eine Entscheidung des individuellen Patienten. Die Verträglichkeit ist gut. Allerdings ist die Applikation des Pflasters erfahrungsgemäß bei 5 - 10 % der Patienten schwierig. Dies kann vor allem bei Patienten mit sehr fettiger Haut der Fall sein. Schwere Hautreaktionen wie eine Blasenbildung, die zum Absetzen des Pflasters führen, sind dagegen sehr selten.

Wie beurteilen Sie die Verkehrstüchtigkeit der Patienten während der Aufdosierungsphase?

Die erhöhte Müdigkeit von Patienten unter einer Behandlung mit L-Dopa oder Dopaminagonisten ist ein dopaminerger Effekt. Im Rahmen der Studien berichteten etwa ein Drittel der Patienten über zeitweise Müdigkeit (33 %), unter Plazebo war es etwa jeder Fünfte (vs. Plazebo 20 %). Die Patienten sollten deshalb regelmäßig nach Benommenheit oder Schläfrigkeit gefragt werden. Manchmal werden den Patienten diese Symptome erst bewusst, wenn sie direkt darauf angesprochen werden. Die Behandlung mit Rotigotin kann die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinflussen. Patienten, die an Schläfrigkeit oder Schlafattacken leiden, müssen deshalb darüber aufgeklärt werden, dass sie keine Kraftfahrzeuge führen oder Tätigkeiten ausüben dürfen, bis diese Episoden und die Somnolenz abgeklungen sind. Durch langsames Auftitrieren kann das Risiko einer erhöhten Somnolenz reduziert werden. Bei einer kombinierten Gabe von Agonisten steigt das Risiko von erhöhter Müdigkeit und Schlafattacken.

Wie sind Ihre Erfahrungen zum längerfristigen Verlauf von Patienten mit M. Parkinson?

Längsschnittstudien, die den UPDRS-Verlauf an einem großen Kollektiv über die Zeit erheben, stehen kaum zur Verfügung. Doch vermutlich ist die Progression der Parkinsonerkrankung stärker als bislang angenommen. Durchschnittlich verschlechtern sich die Patienten pro Jahr etwa um 2 - 4 Punkte auf der UPDRS-Skala. Oft wird die Symptomatik nur eine gewisse Zeit gebessert. Um eine anhaltend gute Beweglichkeit zu erhalten, muss die Therapie entsprechend modifiziert werden.

1 Zugelassen ist Rotigotin in Kombination mit L-Dopa bis zu 16 mg/24 h.

Prof. Dr. Ullrich Wüllner, Ltd. Oberarzt

Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Bonn

Sigmund-Freud-Straße 25

53105 Bonn

Email: Ullrich.Wuellner@ukb.uni-bonn.de

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