Zusammenfassung
Der transdermal applizierbare Dopaminagonist Rotigotin wird in der Monotherapie zur
symptomatischen Behandlung der idiopathischen Parkinsonerkrankung im Frühstadium eingesetzt
und ist seit Januar 2007 auch zur Kombinationstherapie mit L-Dopa zur Behandlung der
fortgeschrittenen Parkinsonerkrankung zugelassen. Die Wirksamkeit und Verträglichkeit
von Rotigotin im Frühstadium sind durch die Ergebnisse von zwei doppelblinden und
plazebokontrollierten Studien unter Einschluss von mehr als 600 Patienten belegt.
Diesen Daten zufolge besitzt Rotigotin bei äquipotenter Dosierung eine den anderen
Dopaminagonisten vergleichbare Wirksamkeit und gute Verträglichkeit.
Abstract
The dopamine agonist rotigotine that can be applied transdermally is indicated as
a monotherapy for the symptomatic treatment of the early stages of idiopathic Parkinson's
disease and has also been licensed since January 2007 as a combination therapy with
L-Dopa for the treatment of advanced Parkinson's disease. The efficacy and tolerability
of rotigotine in the early stages have been established by the results of two double-blind
and placebo-controlled studies involving more than 600 patients. According to data
from these studies, at equivalent doses to other dopamine agonists, rotigotine exhibits
comparable efficacy and is well tolerated.
Schlüsselwörter
Dopaminagonisten - transdermale Anwendung - kontinuierliche Freisetzung
Key words
dopamine agonists - transdermal application - continuous release
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P659
Diskussion zum Vortrag von Prof. Wüllner
Gibt es Patienten, für die sich das Pflaster Ihrer Erfahrung nach nicht eignet?
Prinzipiell bietet die transdermale Applikation von Rotigotin für alle Parkinsonpatienten
eine interessante Option. Ob eine transdermale Anwendung infrage kommt, ist letztlich
eine Entscheidung des individuellen Patienten. Die Verträglichkeit ist gut. Allerdings
ist die Applikation des Pflasters erfahrungsgemäß bei 5 - 10 % der Patienten schwierig.
Dies kann vor allem bei Patienten mit sehr fettiger Haut der Fall sein. Schwere Hautreaktionen
wie eine Blasenbildung, die zum Absetzen des Pflasters führen, sind dagegen sehr selten.
Wie beurteilen Sie die Verkehrstüchtigkeit der Patienten während der Aufdosierungsphase?
Die erhöhte Müdigkeit von Patienten unter einer Behandlung mit L-Dopa oder Dopaminagonisten
ist ein dopaminerger Effekt. Im Rahmen der Studien berichteten etwa ein Drittel der
Patienten über zeitweise Müdigkeit (33 %), unter Plazebo war es etwa jeder Fünfte
(vs. Plazebo 20 %). Die Patienten sollten deshalb regelmäßig nach Benommenheit oder
Schläfrigkeit gefragt werden. Manchmal werden den Patienten diese Symptome erst bewusst,
wenn sie direkt darauf angesprochen werden. Die Behandlung mit Rotigotin kann die
Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinflussen. Patienten,
die an Schläfrigkeit oder Schlafattacken leiden, müssen deshalb darüber aufgeklärt
werden, dass sie keine Kraftfahrzeuge führen oder Tätigkeiten ausüben dürfen, bis
diese Episoden und die Somnolenz abgeklungen sind. Durch langsames Auftitrieren kann
das Risiko einer erhöhten Somnolenz reduziert werden. Bei einer kombinierten Gabe
von Agonisten steigt das Risiko von erhöhter Müdigkeit und Schlafattacken.
Wie sind Ihre Erfahrungen zum längerfristigen Verlauf von Patienten mit M. Parkinson?
Längsschnittstudien, die den UPDRS-Verlauf an einem großen Kollektiv über die Zeit
erheben, stehen kaum zur Verfügung. Doch vermutlich ist die Progression der Parkinsonerkrankung
stärker als bislang angenommen. Durchschnittlich verschlechtern sich die Patienten
pro Jahr etwa um 2 - 4 Punkte auf der UPDRS-Skala. Oft wird die Symptomatik nur eine
gewisse Zeit gebessert. Um eine anhaltend gute Beweglichkeit zu erhalten, muss die
Therapie entsprechend modifiziert werden.
1 Zugelassen ist Rotigotin in Kombination mit L-Dopa bis zu 16 mg/24 h.
Prof. Dr. Ullrich Wüllner, Ltd. Oberarzt
Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Bonn
Sigmund-Freud-Straße 25
53105 Bonn
Email: Ullrich.Wuellner@ukb.uni-bonn.de