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DOI: 10.1055/s-2007-974579
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Psychiatrische Erkrankungen auf der Intensivstation - Teil III: Psychische Reaktionen, affektive Erkrankungen und Angststörungen
Psychiatric disorders in intensive care - Part three: Psychic reactions, affective and anxiety disordersPublication History
Publication Date:
16 March 2007 (online)


Zusammenfassung
Der ständige Lärmpegel, die Schmerzen, der gestörte Tag-Nacht-Rhythmus, die Unfähigkeit zu sprechen und die Schwierigkeit, Wachheit von Schlaf und Traum von Realität zu unterscheiden, sind nur einige Beispiele von belastenden Außenreizen einer Intensivstation. Hinzu kommen die Sedierung, mögliche Sedierungslücken und ganz allgemein die medizinische Behandlung. Teilweise kann dies von den Patienten nur schlecht verarbeitet werden. Einzelne oder mehrere dieser Faktoren können bei vorbestehender Disposition oder unzureichendem Coping zu einer Vielzahl psychiatrischer Erkrankungen führen. Herausgegriffen werden im folgenden Artikel Schlafstörungen, Anpassungsstörungen, Depressionen sowie das Spektrum der Angsterkrankungen (v.a. Generalisierte Angststörung und Panikattacken), zu denen im amerikanischen Diagnosemanual DSM-IV-R auch die akute Belastungsstörung und die posttraumatische Belastungsstörung zählen. Die genannten Erkrankungen können nicht nur auf der Intensivstation sondern auch nach der Verlegung auf die Normalstation auftreten. In unseren eigenen Untersuchungen wurde der Wechsel von der "Rundumversorgung" zur "Normalversorgung" von den Patienten häufig als belastend erlebt. Oftmals erscheinen die Symptome zu Beginn unspezifisch und nur schwer kategorisierbar, daher werden zunächst einige psychopathologische Leitsymptome beschrieben und die entsprechenden Differentialdiagnosen dargestellt. Neben dem genauen Erheben des psychopathologischen Befundes sind auch eine umfassende (psychiatrische) Anamnese und die Beobachtung des Verlaufs wichtig um eine genaue Diagnose zu stellen. Da neben dem individuellen Leid sowohl der weitere Verlauf der somatischen Erkrankung als auch die Rehabilitation beeinträchtigt wird und die Störungen bei fehlender Therapie zur Chronifizierung neigen, ist eine frühzeitige Diagnose durch die Kooperation von Intensivmedizinern und Psychiatern von essentieller Bedeutung. Der folgende Artikel informiert über Prävalenz, Ätiologie und Risikofaktoren, Klinik, Diagnostik und Therapie.
Abstract
Perpetual noise, pain, disturbed day-night-cycle, the inability to talk and the difficulty, especially during weaning, to differentiate alertness from sleep and dream from reality are some of the burdens ICU patients are suffering from. Additional sedation and potential sedation gaps plus the medical treatment itself put strain on critically ill humans. Those external stimuli partly cannot be handled well by the patients. Some of these factors or a combination of them, combined with a predisposition and/or insufficient coping mechanisms can result in a wide range of psychiatric disorders. Often psychiatric symptoms appear unspecific and difficult to categorize. Firstly some psychopathological cardinal symptoms are described and potential differential diagnoses are mentioned. After that the following article focuses on sleep, adjustment, depressive and the spectrum of anxiety disorders (especially generalized anxiety disorders, panic disorders, acute stress disorder (ASD) and posttraumatic stress disorder (PTSD)). The article provides prevalences, etiology and risk factors as well as symptomatology, diagnostics and therapeutic options.Those disorders can be diagnosed in ICU but also after transferring to general ward. In our own experience the transfer period is a vulnerable phase for psychopathologic symptoms.
As apart from the individual suffering the course of the somatic disease as well as the rehabilitation process are impaired and the disorders have a tendency to have a chronic course, close and early collaboration of ICU physicians and psychiatrists is mandatory.
Schlüsselwörter
Psychiatrie - Intensivstation - Intensivmedizin - akute Belastungsreaktion - Anpassungsstörung
Key words:
Psychiatry - ICU - intensive care - acute stress reaction - adjustment disorder