Rofo 2007; 179 - VO_308_4
DOI: 10.1055/s-2007-977027

Wirbelsäulenverletzungen bei Spondylitis ankylosans (M. Bechterew): Eine Analyse von 59 Patienten hinsichtlich prognostischer Faktoren

S Bitu 1, SP Lemburg 1, SA Peters 1, R Meindl 1, V Nicolas 1, CM Heyer 1
  • 1BG Kliniken Bergmannsheil, Ruhr-Universität Bochum, Institut für Diagnostische Radiologie, Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Bochum

Ziele: Evaluation von Wirbelsäulenverletzungen bei Spondylitis ankylosans (SA) hinsichtlich Ätiologie, Frakturklassifikation, neurologischer Symptome und Prognose. Methode: Von 1997–2006 wurden 80 Patienten mit akuten Wirbelsäulenverletzungen bei SA behandelt. Bei 59 Pat. (74%) lag mindestens ein Schnittbildverfahren (CT n=57, MRT n=19) vor; diese wurden in die Studiengruppe aufgenommen. Es erfolgte eine Bildanalyse hinsichtlich Verletzungsart und -ausmaß sowie ein Vergleich mit Patientencharakteristika, neurologischer Symptomatik, Therapie und Verlauf. Statistische Verfahren: student's t-Test und Chi-Quadrat-Test. Ergebnis: 49 (83%) untersuchte Pat. waren männlich; das Durchschnittsalter betrug 65 Jahre (37–82J.). Je 32 Pat. (54%) hatten zervikothorakale bzw. thorakolumbale Verletzungen; 5 Pat. (9%) hatten Mehretagenfrakturen. Es zeigten sich jeweils 10 (17%) vertebrale/transdiskale und 39 (66%) kombinierte Frakturen. Eine Hinterkantenbeteiligung fand sich bei 46 Pat. (78%), ein Höhenverlust des frakturierten Wirbels bei 10 Pat. (17%). 39 Pat. (66%) wiesen eine Spinalkanalstenose auf, während bei 23 Pat. (39%) eine Translation nachweisbar war. Eine Kyphosierung bzw. Lordosierung zeigten 8 (14%) bzw. 39 (66%) Pat.. 54 Pat (92%) wurden operativ stabilisiert. Der MRT-Nachweis einer Myelonläsion war mit einer signifikant höheren postoperativen Komplikationsrate verbunden (84 vs. 0%; p=0,008). Mit einer Verschlechterung der neurologischen Symptomatik im Verlauf waren assoziiert: Höhenverlust frakturierter Wirbel (50 vs. 8%;p=0,002), Spinalkanalstenose (21 vs. 0%; p=0,03), neuroforaminale Stenose (23 vs. 4%;p=0,04), Translation (27 vs. 6%;p=0,02) und Kyphosierung (57 vs. 8%;p<0,001). Die durchschnittliche stationäre Aufenthaltsdauer betrug 88 Tage (5–307 T.) bei einer Mortalitätsrate von 15%. Operierte Pat. hatten eine niedrigere Mortalität als solche, die nicht operiert wurden (11 vs. 60%;p=0,004). Weder die Höhe der Verletzung noch das Patientenalter/-geschlecht oder die Zeitdauer zwischen Unfall und operativer Versorgung hatten Einfluss auf die Mortalitätsrate. Schlussfolgerung: Wirbelsäulenverletzungen bei SA sind mit hoher Komplikationsrate und Mortalität verbunden und betreffen vornehmlich den zervikothorakalen und thorakolumbalen Übergang, wobei vertebrodiskale Frakturen am häufigsten sind. Eine Analyse der initialen CT- und MRT-Befunde hinsichtlich Frakturklassifikation und begleitender Veränderungen ist notwendig, um die neurologische Prognose betroffener Patienten frühzeitig abschätzen zu können.

Korrespondierender Autor: Bitu S

BG Kliniken Bergmannsheil, Ruhr-Universität Bochum, Institut für Diagnostische Radiologie, Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Bürkle-de-la-Camp Platz 1, 44789 Bochum

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