Rofo 2007; 179 - WI_PO_78
DOI: 10.1055/s-2007-977352

Verringerte Anisotropie im Corpus Callosum von Patienten mit Alien Limb Syndrom

JH Buhk 1, M Küntzel 1, K Kallenberg 1, J Frahm 1, W Paulus 1, P Dechent 1
  • 1Universitätsklinik Göttingen, Neuroradiologie, Göttingen

Ziele: Das Alien Limb Syndrom ist im Zusammenhang mit Hirnläsionen beobachtet worden, die überwiegend die primären oder sekundären motorischen Areale betreffen. Läsionen im Corpus Callosum (CC) sind ebenfalls beschrieben. Wir berichten über die Anwendung von Diffusion Tensor Imaging (DTI) bei Patienten mit Alien Limb Syndrom. Methode: Drei Patienten mit klinischen Symptomen eines Alien Limb Syndroms wurden untersucht. Das CC war in der strukturellen Magnetresonanztomographie (MRT) bei allen Patienten geringgradig atroph, ebenso die Zentral- und Postzentralregion. Sechs DTI-Datensätze alterskohärenter Kontrollsubjekte wurden aus einer Datenbank von Patienten mit primären Hirntumoren ausgewählt. Die MRT-Untersuchungen wurden mit einer Acht-Kanal Phased Array Spule bei 3 Tesla durchgeführt (Magnetom Trio, Siemens, Erlangen). Für die DTI-Messungen mit 38 Schichten in isotroper Auflösung (Kantenlänge 2,2mm) und 24 Gradientenrichtungen wurde die single-shot stimulated echo (STEAM)-Technik angewandt (b-Werte: 0 und 1000s/mm2; 3 Akquisitionen; Akquisitionszeit gesamt 20min). Das Postprocessing erfolgte mit DeffCoN (eigene Software). Die Zielregionen (ROIs) für die Evaluation der Fraktionellen Anisotropie (FA) wurden in den drei mittleren sagittalen Schnittebenen im CC platziert. Hierbei kam eine neuroanatomisch korrelierte topographische Einteilung zur Anwendung die das CC oberhalb der geometrischen Anterior-Posterior-Linie in fünf Areale einteilt: (I) präfrontal, (II) prämotor, (III) motor, (IV) sensorisch, und (V) parietal, temporal und okzipital (Hofer & Frahm, 2006). Ergebnis: Im Vergleich mit der Kontrollgruppe fanden sich bei allen drei Alien-Limb-Patienten signifikant niedrigere mittlere FA-Werte in den Arealen (II) – (V), mit den deutlichsten Unterschieden in den Arealen (III) und (IV). Im Areal (III) betrugen die mittleren FA-Werte (±Standardabweichung) bei den Patienten 0,22±0,02 (Kontrollen 0,38±0,06). Im Areal (IV) betrugen die mittleren FA-Werte bei den Patienten 0,20±0,01 (Kontrollen: 0,37±0,03). Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse stützen die Theorie einer Beteiligung des CC bei Vorliegen eines Alien Limb Syndroms. Mittels DTI war es möglich, spezifische lokale Veränderungen zu identifizieren, die durch eine Reduktion der FA repräsentiert sind. Die eindeutigsten Veränderungen fanden sich den Arealen des CC, die der Konnektion der primären sensomotorischen Areale dienen. Somit liefert DTI zusätzliche wertvolle Information zur Charakterisierung von Patienten mit Alien Limb Syndrom.

Korrespondierender Autor: Buhk JH

Universitätsklinik Göttingen, Neuroradiologie, Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen

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