OP-Journal 2000; 16(2): 130-136
DOI: 10.1055/s-2007-977495
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Welche konservativen Behandlungsverfahren sind heute noch gültig?

J. Blum, A. Noltze, P. M. Rommens
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Publication Date:
12 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Neue, effektivere und schonendere operative Verfahren haben in der Unfallchirurgie eine Reihe konservativer Verfahren verdrängt. Dennoch ist der Stellenwert der konservativen Behandlung auch heute unvermindert stabil und im Repertoire eines Unfallchirurgen unverzichtbar. Eine Reihe subtiler und sehr effektiver Gipstechniken scheint durch die primär operative Tätigkeit vieler Unfallchirurgen in Gefahr, an Qualität und Effizienz mangels Training zu verlieren. Wichtig ist, die Überlegenheit des einzelnen Verfahrens für die jeweils spezifische Situation herauszuarbeiten. Dieser Prozess fußt auf unfallchirurgischer Erfahrung, kritischem Abwägen in Anpassung an die jeweilige Fraktur- und Weichteilsituation, aber auch an die Gesamtsituation des Patienten einschließlich dessen Persönlichkeit. Reposition, Retention und Rehabilitation müssen bei Wahl des konservativen Behandlungsweges erkennbar zur knöchernen Ausheilung in möglichst anatomischer Stellung führen können und eine zügige Mobilisation gewährleisten. Dies bringt die konservativen Konzepte vor allem bei stabilen und undislozierten Frakturen zur Anwendung. Die oberen Extremitäten bieten sich deutlicher als die unteren an. Komplikationen der konservativen Behandlung, wie Drucknekrosen, vaskuläre Beeinträchtigungen, Thrombosen, Embolien, ischämische Muskelkontrakturen und Pseudarthrosen dürfen nicht unterschätzt werden und sollten vermieden bzw. früh erkannt und behandelt werden.