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DOI: 10.1055/s-2007-977501
OP-Technik und Erfahrungsbericht über den distalen AO-Femurnagel (DFN)
Publication History
Publication Date:
12 April 2007 (online)

Zusammenfassung
Golden-Standardversorgung extraarti-kulärer und kombiniert intra- und extraartikulärer distaler Femurfrakturen ist die Kondylenplattenosteosynthese (CP), ein Verfahren, das im Vergleich zu intramedullären Retentionsverfahren nachweislich mit einer hohen Komplikationsrate einhergeht. Ein neu entwickelter intramedullärer Kraftträger zur Retention von supra- und supradiakondylären Femurfrakturen, der distale Femurnagel (DFN), wird vorgestellt. Es handelt sich um einen soliden unaufgebohrten Verriegelungsnagel aus Titan, der retrograd über die interkondyläre Notch implantiert wird und zwei distale Verriegelungsoptionen (zwei 6,0-mm-Verriegelungsschrauben oder eine 6,0-mm-Verriegelungsschraube und Spiralklinge) besitzt. Eigene vorab durchgeführte vergleichende biomechanische Testungen (DFN versus CP) zeigten für die axiale Hauptbeanspruchung eine überlegene Steifigkeit und Festigkeit des DFN gegenüber der Kondylenplatte und für osteoporotische Frakturen signifikante Stabilitätsvorteile der Spiralklingenverriegelung gegenüber der Schraubenverriegelung-Methodik: Die klinischen Ergebnisse nach Osteosynthese distaler Femurfrakturen mit dem DFN wurden bei 73 Patienten mit 74 Frakturen (suprakondylären [AO-Klassifikation 33.A-Frakturen], supradiakondylären [33.C-Frakturen] und Femurschaftfrakturen [32.X-Frakturen]) im Rahmen einer Multizenterstudie prospektiv erfaßt. Ergebnisse: Implantation des Nagels und geschlossene Reposition der suprakondylären Fraktur sowie distale Verriegelung mittels Zielbügel wurden von den Operateuren überwiegend als leicht (91 %) eingestuft. Bei der Nachuntersuchung, die im Mittel nach 6 Monaten erfolgte, konnten 3 von 4 Patienten ihr Bein voll belasten und frei bewegen, wohingegen nur 3 % der Patienten über ständige Schmerzen klagten und nicht in der Lage waren, ihr Bein zu belasten. 5 % wiesen ein Streckdefizit von mehr als 10 Grad, 8 % eine relevante Beinverkürzung von mehr als 15 mm und 15 % eine relevante Varus-/Valgus oder Rekurvationsfehlstellung der Femurschaftachse auf, bei 8 % der Osteosynthesen kam es zu einem Auslockern der Verriegelungsschraube oder Spiralklinge. Alle Frakturen waren zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung konsolidiert. Eine primäre oder sekundäre Spongiosaplastik war in keinem Fall notwendig geworden, eine Pseudarthrose wurde nicht gesehen. Je einmal wurde ein Osteosyntheseversagen, einmal ein Infekt und ein Nagelbruch beobachtet. Das Behandlungsergebnis wurde von den Patienten rein subjektiv in 87 % als sehr gut und gut und in 13 % als befriedigend eingestuft. In der abschließenden Gesamtbeurteilung der verantwortlichen Operateure wurde der Verlauf in 84 % als sehr gut und gut und in 17 % als befriedigend eingeschätzt. Schlussfolgerung: Geschlossene Reposition und Retention von suprakondylären und supradiakondylären Femurfrakturen sind in der beschriebenen Technik minimal invasiv und technisch einfach zu bewerkstelligen. Der DFN ist für die Versorgung extraartikulärer und kombiniert intra- und extraartikulärer distaler Femurfrakturen ein geeignetes, sicheres und empfehlenswertes Implantat. Die Kombination größere Oberfläche der Spiralklinge mit daraus resultierender günstigerer Verteilung der auf den weichen metaphysären Knochen axial eingeleiteten Last und winkelstabile Verankerung lassen vor allem beim osteoporotischen Knochen und/oder hochgradig instabilen Frakturen bei der Spiralklingenverriegelung einen günstigen Einfluss auf das bei der Anwendung anderer distaler Nageltechniken beobachtete Problem der Bolzenlockerung, Bolzen- und Nagelprotrusion erwarten.