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DOI: 10.1055/s-2007-977538
Komplexes Fußtrauma
Publication History
Publication Date:
12 April 2007 (online)

Zusammenfassung
Zur Definition des komplexen Fußtraumas hat sich das 5-Punkte-System nach Zwipp bewährt. Die höchste Inzidenz von komplexen Fußverletzungen weisen polytraumatisierte und mehrfachverletzte Patienten auf. Häufig werden bei diesem Patientengut die Verletzungen des Fußes übersehen oder in ihrer Prognose insbesondere bezüglich des Weichteilschadens falsch eingeschätzt, da zunächst andere initial offensichtliche oder vital bedrohliche Verletzungen im Vordergrund stehen. Die primäre Diagnostik und adäquate chirurgische Versorgung komplexer Fußverletzungen ist von besonderer Bedeutung, da die verzögerte Therapie die Wiederherstellung eines voll gebrauchsfähigen Beines gefährdet. Die Versorgung des komplexen Fußtraumas wird neben den lokalen Verhältnissen entscheidend von der Gesamtverletzungsschwere beeinflusst. Beim Schwerst-Polytraumatisierten ist die primäre Teilamputation indiziert. Sofern die Gesamttraumabelastung einen Erhaltungsversuch erlaubt, entscheidet sich beim komplex traumatisierten Fuß das weitere „Schicksal” des Fußes bei den geplanten „second”- oder „thirdlook-Eingriffen”. Ein Kompartmentsyndrom des Fußes, welches besonders häufig bei Lisfranc-Luxationsfrakturen auftritt, erfordert stets die notfallmäßige Entlastung, in der Regel durch eine dorsomediane Dermatofasziotomie. Weitere dringliche Versorgungsindikationen stellen zentrale Luxationsfrakturen des Talus und Mittelfußes sowie offene Fersenbeinfrakturen dar. Geschlossene Kalkaneusfrakturen können beim Schwerverletzten sekundär versorgt werden. Bei offenen Frakturen hat sich nach einem Debridement die K-Drahtosteosynthese ggf. in Kombination mit einer Fixateur-externe-Montage bis zur Weichteilkonsolidierung bewährt. Eine temporäre Weichteildeckung ist durch Kunsthaut oder Anlage einer Vakuumversiegelung möglich. Zum definitiven Verschluss des Weichteildefektes kommen je nach Lokalisation neben Sekundär- und dynamischen Nähten, Spalthauttransplantate oder Lappenplastiken infrage. Entscheidend ist ein möglichst intakter Weichteilmantel der Ferse und Fußsohle.