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DOI: 10.1055/s-2007-977620
Terminologie und Klassifikation der Beckenverletzungen
Publication History
Publication Date:
12 April 2007 (online)

Zusammenfassung
Beckenringfrakturen stellen eine häufige Begleitverletzung des Polytraumas dar, aber auch bei isolierten Verletzungen des Beckenringes können für den Patienten signifikante Folgezustände nach Ende der Behandlung aufgrund beckenbedingter Begleitverletzungen verbleiben. Nur eindeutige Kriterien und Definitionen können eine erfolgreiche Diagnostik und Behandlung gewährleisten. Die Basis eines zielorientierten Managements stellen eine gemeinsame Terminologie und Klassifikation der Beckenringverletzung dar. Aufgrund biomechanischer Erkenntnisse wird funktionell der Beckenring in einen vorderen und einen hinteren Abschnitt gegliedert. Des Weiteren wird in „stabile und instabile” Frakturen unterteilt, von denen einfache und „komplexe” Beckenfrakturen, die sich durch das zusätzliche Weichteiltrauma definieren, getrennt betrachtet werden müssen. Die heute gebräuchliche Klassifikation der Beckenringfraktur nach der AO/ASIF differenziert in Typ-A-, Typ-B- und Typ-C-Frakturen, die entsprechend ihres Stabilitätsgrades eingeteilt werden. Bei Typ-A-Frakturen handelt es sich um stabile Beckenringfrakturen, die sowohl ventrale Ringunterbrechungen durch Schambeinastfrakturen als auch knöcherne Abrissfrakturen und Querfrakturen des Sa-krums unterhalb S2 beinhalten können. Bei den Typ-B-Verletzungen liegen partiell stabile Frakturen vor. Die zumeist durch einen Seitanprall verursachte Außen- oder Innenrotation einer Beckenhälfte führt sowohl zu Frakturen im vorderen Beckenringbereich als auch zu einer partiellen Mitverletzung osteoligamentärer Strukturen im hinteren Beckenringbereich. Typ-C-Verletzungen führen aufgrund der massiven Gewalteinwirkung zu Frakturen im vorderen und hinteren Beckenringbereich, es resultiert eine komplette Instabilität mit Verschiebung einer Beckenhälfte nach kranial oder kaudal. Eine einheitliche Beschreibung der Beckenringverletzung in der Diagnostik durch eine gemeinsame „Sprache” führt zu einer verbindlichen Klassifikation der Fraktur. Durch klare Definitionen begleitender Weichteilverletzungen und der Fraktureinteilung wird konsekutiv das entsprechende Therapieverfahren abgeleitet, insofern werden für die Behandlungsprognose der Verletzung entscheidende Weichen frühzeitig gestellt.