OP-Journal 2005; 21(3): 224-230
DOI: 10.1055/s-2007-977776
Die akute Osteitis

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die akute Osteitis

Volkmar Heppert, Andreas Wentzensen
Further Information

Publication History

Publication Date:
19 June 2007 (online)

Zusammenfassung

Trotz verbesserter atraumatischer, sogenannter minimalinvasiver Operationsmethoden, trotz verbesserter Implantate und adäquater Antibiotikaprophylaxe treten weiterhin postoperative Infektionen auf. Jede postoperative Wundinfektion bedeutet für den Patienten eine schwere Komplikation, die sein/ihr weiteres Leben entscheidend beeinflussen kann. Für den Patienten, den diese Komplikation persönlich betrifft, ist es unverständlich, wie es dazu hat kommen können. Neben der persönlichen Verunsicherung spielen sozialmedizinische Aspekte eine wesentliche Rolle in der Gesamtproblematik. Funktionelle Folgeschäden, persistierende Schmerzen und längere stationäre Behandlungszeiten sind die Folge. In seltenen Einzelfällen, wie zum Beispiel beim Gasbrand oder der nekrotisierenden Fasciitis, kann sogar der Tod des Patienten resultieren. Folgen zu spät erkannter Infektionen führen daher oft zu erheblichen Haftpflichtforderungen [1]. Die Infektion nach Osteosynthese ist ein multifaktorielles Geschehen und stellt nach wie vor große Anforderungen an den behandelnden Arzt. Die einwirkende entzündliche Noxe führt erst zeitlich verzögert zu klinisch apparenten Symptomen. Da Infektionen nach Osteosynthese, dank oben genannter Fortschritte der modernen Chirurgie, relativ seltene Komplikationen geworden sind, werden die Frühsymptome nach wie vor oft nicht rechtzeitig korrekt interpretiert. Die Frühdiagnostik einer solchen Infektion ist zusammen mit einem daraus resultierenden aggressiven chirurgischen Vorgehen das entscheidende Kriterium für das spätere Endergebnis des Patienten. Für die Versicherungsträger erzeugt ein Infektverlauf eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung. Zunehmend sind Tendenzen nachweisbar, diese Mehrbelastung auf den vermeintlichen „Verursacher”, die Klinik, abzuwälzen. Das DRG-System unterstützt dies dahingehend, dass der Infekt, der innerhalb der „Oberen Grenzverweildauer” (OGD) auftritt und zur operativen Revision zwingt, nicht zusätzlich vergütet wird. Die Mehrkosten bedeuten damit für die erstbehandelnde Klinik eine erhebliche finanzielle Belastung. Dies muss dazu führen, dass der Infektvermeidung eine wesentliche Schlüsselstellung zu kommt.