Dtsch Med Wochenschr 2007; 132(20): 1125-1126
DOI: 10.1055/s-2007-979389
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Behandlung plantarer Hyperhidrose („Fußschwitzer”) mit lumbaler minimal-invasiver Sympathikusblockade

S. Krüger, W. Hohenberger, T. Horbach
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Publikationsdatum:
09. Mai 2007 (online)

Die Hyperhidrose als Folge einer Sympathikusüberstimulation findet sich als primäre lokoregionäre Form typischerweise an Händen, Achseln und Füßen. Betroffen sind bis zu 2 % der Bevölkerung bei bekanntermaßen hoher Dunkelziffer aufgrund der in der Regel begleitend auftretenden Soziophobie. Patienten mit einer plantaren Hyperhidrose leiden physisch und psychisch sehr unter den Folgen der Erkrankung und können oft nur unzureichend mit den zur Verfügung stehenden konservativen Therapiemaßnahmen (Aluminiumchlorid, Iontophorese, Botulinumtoxin) behandelt werden. Zudem stellen die angesprochenen konservativen Lokal-Maßnahmen wie z. B. Aluminiumchlorid, Iontophorese, Botulinumtoxin und auch die CT-gesteuerte Sympathikolyse nur eine temporäre symptomatische Therapie dar. Bislang gibt es keine Standardmethode für die Behandlung der plantaren Hyperhidrose. Gemäß den allgemein anerkannten AWMF-Leitlinien Dermatologie „Hyperhidrose” und den Richtlinien der Internationalen Vereinigung der Sympathikuschirurgen wird die Therapie unterteilt in konservative (topische oder systemische) und chirurgische Therapiemodalitäten. Die CT-gesteuerte Sympathikolyse ist hierbei als temporäre Therapieoption einzuordnen, die sicherlich einen gewissen Stellenwert hat (z. B. um die Wirksamkeit der operativen Therapie im Voraus abschätzen zu können), aber sowohl wegen der nicht dauerhaften Blockade als auch wegen der relativ hohen Strahlenbelastung durch das CT weder als definitive Therapie noch als Standardmethode anzusehen ist. Die folgende Arbeit beschreibt die erfolgreiche Behandlung von Schweißfüßen mit der retroperitoneoskopischen lumbalen Sympathikusblockade.

Abb. 1 Sudometrie präoperativ.

Die primäre idiopathische lokoregionäre palmo-plantare Hyperhidrose ist die häufigste Manifestation der Sympathikusüberstimulation. Die unilaterale plantare Hyperhidrose ist hingegen eine seltene Form [1], die Genese ist - im Gegensatz zur unilateralen Anhidrose - meist unklar. Wir untersuchten einen 36-jährigen gesunden Patienten mit seit der Pubertät unverändert bestehender, isolierter unilateraler Hyperhidrose des rechten Fußes. Bestehende Vorerkrankungen konnten mittels entsprechender Diagnostik als Ursache der Hyperhidrose ausgeschlossen werden (Tab. [1])

Tab. 1 Mögliche Ursache einer sekundären Hyperhidrose als Symptom einer Grunderkrankung. Konsumierende Erkrankungen (Infektionen, Malignome, u. a.) Hormonelle Erkrankungen (Hyperthyreose, Diabetes mellitus, u. a.) Adipositas Neurologische Erkrankungen (Sympathikusschädigung, u. a.) Medikamenteneinnahme (Parasympathomimetika, Glukokortikosteroide, Antibiotika, Antidepressiva, u. a.) Psychische Belastungen (Schmerz-, Stress-, Panik-, Angstreaktionen, u. a.)

Präoperativ fand sich bei dem Patienten in der quantitativen Sudometrie eine klassische Hyperhidrosekinetik mit exponentiellem Anstieg am rechten Fuß bei gleichzeitig ebenfalls erhöhter Schweißmenge am linken Fuß, jedoch ohne die typische Hyperhidrosekinetik. An Rücken und Oberschenkel waren normale Schweißmengen und -verläufe zu finden (Abb. [1]). Nach erfolglosen konservativen Therapieversuchen und aufgrund des hohen Leidensdrucks des Patienten wurde aufgrund der Strahlenbelastung und der nur temporär zu erzielenden Anhidrose auf eine CT-gesteuerte Sympathikolyse [2] verzichtet und die Indikation zur operativen Therapie des Befundes gestellt. Bislang gibt es keine Alternativen zur definitiven Therapie der plantaren Hyperhidrose mittels der operativen Sympathikusblockade.

Wir führten bei dem Patienten eine retroperitoneoskopische lumbale Sympathikusblockade [3] mit Isolation des dritten lumbalen Ganglions rechts durch. Die Technik der minimal-invasiven lumbalen Sympathikusblockade ist nicht neu, die Technik ist standardisiert. Die lumbale Sympathikusblockade wird nur von wenigen Kollegen weltweit durchgeführt, eine Evaluation einer kleinen Fallzahl ist im Literaturverzeichnis angeführt [3]. Postoperativer Verlauf und Wundheilung waren komplikationslos, Potenzstörungen oder eine genitofemorale Neuritis traten nicht auf. Die Temperatur der rechten Fußsohle stieg erwartungsgemäß aufgrund der Vasodilatation durch die Sympathikusblockade deutlich an, wohingegen das Schwitzen blockiert war. Die Blockade des Schwitzens konnte auch in den sudometrischen Nachuntersuchungen verifiziert werden (Abb. [2]).

Abb. 2 Sudometrie 3 Monate nach der Operation.

Zwei interessante Beobachtungen wurden gemacht: es fand sich kein kompensatorisches Schwitzen am Rumpf und obwohl nur einseitig eine operative Sympathikusblockade vorgenommen worden war, konnte eine Erwärmung und subjektive Trockenheit beider Füße erzielt werden [4]. Der exakte neurophysiologische Mechanismus hierfür ist bislang unklar.

Literatur

  • 1 Kreyden O P, Schmid-Grendelmeier P, Burg G. Idiopathic localized unilateral hyperhidrosis: case report of successful treatment with botulinum toxin type A and review of the literature.  Arch Dermatol. 2001;  137 1622-1625
  • 2 Nickel J, Jahnel A, Andresen R. CT-gestützte lumbale Sympathikolyse bei Hyerhidrosis plantaris.  Fortschr Röntgenstr. 2004;  176 , DOI: 10.1055/c-2004-827507
  • 3 Rieger R, Pedevilla S. Retroperitoneoscopic lumbar sympathectomy for the treatment of plantar hyperhidrosis: technique and preliminary findings.  Surg Endosc. 2006;  [Epub ahead of print]
  • 4 Tseng M Y, Tseng J H. Endoscopic extraperitoneal lumbar sympathectomy for plantar hyperhidrosis: case report.  J Clin Neurosci. 2001;  8 555-556

Dr. med. S. Krüger
Prof. Dr. med. W. Hohenberger
Priv.-Doz. Dr. med. Th. Horbach

Chirurgische Klinik mit Poliklinik, Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg

Korrespondenz

Dr. med. S. Krüger

Chirurgische Universitätsklinik Erlangen

Krankenhausstraße 12

91054 Erlangen

eMail: sophie.krueger@chir.imed.uni-erlangen.de