Frauenheilkunde up2date 2007; 1(6): 507-521
DOI: 10.1055/s-2007-981351
Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Fehlbildungen der Mamma

N. Heine1 , S. Kerl1 , M. Eisenmann-Klein1
  • 1Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Caritas-Krankenhaus St. Josef, Regensburg
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Publication Date:
11 December 2007 (online)

Kernaussagen

Trotz überaus hoher Formvariabilität haben sich in den verschiedenen Kulturkreisen Vorstellungen über eine „Idealform” der weiblichen Brust verankert. Weicht die individuelle Brust einer Frau stark von dieser „Idealform” ab, kann dies zu psychosozialen Beeinträchtigungen führen oder auch funktionelle Beschwerden verursachen. Aus medizinischer Sicht zeigen sich Fehlbildungen als Makromastie mit evtl. damit verbundenen orthopädischen und dermatologischen Problemen, Mikromastie, Mamma-Asymmetrie, Poland-Syndrom oder als tuberöse bzw. tubuläre Brust.

Makromastie

Chirurgische Brustverkleinerungen werden von den Krankenkassen meist erst ab einem Resektatgewicht von mehr als 400 g je Seite erstattet. Für den Eingriff kommen die T-Schnitt-Technik oder Techniken mit vertikaler Schnittführung infrage; Letztere haben den Vorteil kürzerer Narben mit oft besserer Projektion der Brust. Postoperativ ist für 8–12 Wochen ein Kompressions-BH zu tragen.

Mikromastie

Bei einer Mikromastie besteht in der Regel keine medizinische Indikation für eine Brustvergrößerung – Ausnahmen sind etwa eine massive ästhetische Entstellung oder eine starke psychische Beeinträchtigung. Die operative Korrektur erfolgt meist mit Silikonimplantaten; Hauptkomplikation ist das erhöhte Risiko für eine Kapselfibrose, das sich bei glatter Implantatoberfläche durch tägliche Massagen verringern lässt.

Mamma-Asymmetrie

Leichte Asymmetrien der Brust treten viel wahrscheinlicher auf als eine perfekt symmetrische Brust. Selten besteht eine Hypo- oder Amastie einer Seite (sog. Amazonen-Syndrom), evtl. zusätzlich mit fehlerhafter Entwicklung der Brustwarze (Athelie) oder überzähliger, ektoper Brustanlage bzw. überzähligen Brustwarzen (Polythelie). Die Veränderungen finden sich entlang der Milchleiste. Therapiert wird durch retro- oder präpektorale Augmentation der betroffenen Brust – ggf. mit vorherigem Einsatz eines Gewebeexpanders, um den Mamillen-Jugulum-Abstand zu verlängern.

Poland-Syndrom

Die Hypo- oder Aplasie der Brustdrüse und Brustwarze geht hierbei einher mit einem fehlenden oder nur rudimentären M. pectoralis major und fehlender Ausbildung der vorderen Axillarfalte. Diese Entwicklungsstörung ist oft vergesellschaftet mit weiteren Deformitäten des knöchernen Thorax und der gleichseitigen Hand. Bei der Korrektur wird neben der Hypoplasie der Brust auch die Anlagestörung des M. pectoralis major berücksichtigt. Die Wiederherstellung der vorderen Axillarfalte sowie der Oberbrust erfolgt dabei am besten mit einer Latissimus-dorsi-Lappenplastik.

Tuberöse oder tubuläre Brust

Bei der seltenen Fehlbildung einer „Knospenbrust” muss chirurgisch eine Umverteilung des Gewebes erfolgen (z. B. von lateral nach medial), um die vorhandene Hypoplasie auszugleichen. Ein bestehender Volumenmangel wird gleichzeitig oder bei einem späteren Eingriff durch Augmentation korrigiert.

Literatur

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Dr. med. univ. N. Heine

Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie · Caritas-Krankenhaus St. Josef

93053 Regensburg

Email: heine@caritasstjosef.de