Aktuelle Ernährungsmedizin 2007; 32 - F1_9
DOI: 10.1055/s-2007-983366

Interdisziplinäre Therapie schluckgestörter, mangelernährter Patienten mit Karzinomen im Kopf-Hals-Bereich: Fallbericht einer gelungenen Betreuung

E Zangerl 1, MM Wulz 1, C Pall 1, E Oswald-Pfaffermayr 1, O Galvan 1, AR Gunkel 1, PG Zorowka 1
  • 1Univ. HNO-Klinik, Allgemeine Abteilung für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Innsbruck, Österreich

Einleitung: Patienten mit fortgeschrittenen Karzinomen im Kopf-Hals-Bereich sind für die Entwicklung einer Tumorkachexie besonders prädisponiert. Insbesondere führen die Komplikationen von Chirurgie und Strahlentherapie zu einer oft irreversiblen Verschlechterung der Schluckfunktion und des Ernährungszustandes. Ohne interdisziplinäre Betreuung durch Ärzte, Logopäden und Diaetologen drohen Mangelernährung und eine massive Verschlechterung der Lebensqualität.

Methoden: Im Rahmen eines Pilotprojektes wurde erstmals eine interdisziplinäre Spezialambulanz zur Akutbetreuung schluckgestörter und mangelernährter onkologischer Patienten an der Innsbrucker HNO Klinik eingeführt. Das Beispiel der gelungenen Betreuung einer 52-jährigen Patientin mit fortgeschrittenen Tonsillenkarzinom und Metastasen der Halslymphknoten zeigt die Wertigkeit einer derart intensiven Betreuung.

Fallbericht: Die Patientin unterzog sich bei normalen Ernährungszustand und erhaltener Leistungsfähigkeit (Karnofsky Index: 100) einer Operation des Primärtumors und einer Neck Dissection beidseits. Postoperativ wurde eine Radiochemotherapie mit 5-Fluorouracil und Mitomycin-C durchgeführt. Die Ernährung wurde über eine vor der Therapie angelegte PEG-Sonde sichergestellt. Der Ernährungszustand konnte nach anfänglicher Verschlechterung stabil gehalten werden. Nach Ende der Therapie fiel die Patienten mit ausgeprägter Schluckstörung und Gefahr der Aspiration, sowie einer kaum möglichen oralen Ernährung auf. Die akut eingeleitete Schluckuntersuchung, sowie die folgende intensive logopädische und diaetologische Betreuung der Patientin führten zu einer Annäherung der oralen Ernährung an normale Verhältnisse. Eine Verschlechterung des Ernährungsstatus, sowie die Entwicklung einer Aspirationspneumonie konnten verhindert werden.

Konklusion: Die zwangsläufig unter multimodaler onkologischer Therapie bei Kopf-Hals Karzinomen entstehende Morbidität bedarf einer intensiven interdisziplinären Betreuung. Ansonsten droht eine progrediente sekundäre Kachexie mit nachhaltiger Beeinträchtigung der Lebensqualität.