Aktuelle Ernährungsmedizin 2007; 32 - F3_2
DOI: 10.1055/s-2007-983377

Mangelernährung bei geriatrischen Patienten wird nur unzureichend erkannt und behandelt

C Saeglitz 1, D Volkert 1, 2, H Güldenzoph 3, P Stehle 1
  • 1Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften – Ernährungsphysiologie, Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • 2Pfrimmer Nutricia GmbH, Erlangen, Deutschland
  • 3Malteser-Krankenhaus, Fachbereich Geriatrie, Bonn, Deutschland

Einleitung: Zahlreiche Studien belegen eine Prävalenz von Mangelernährung bei akut-geriatrischen Patienten bei bis zu 57%. Ziel dieser Arbeit war es, zu untersuchen ob und wie Mangelernährung im Klinikalltag erkannt und behandelt wird.

Methoden: Im Rahmen einer monozentrischen Querschnittserhebung wurde von August 2003 bis April 2004 konsekutiv bei allen Patienten (≥75 Jahre, erwartete Klinikaufenthaltsdauer ≥48 Stunden) am Tag nach der Klinikaufnahme mithilfe des Body Mass Index (BMI), des Mini Nutritional Assessment (MNA) und des Subjective Global Assessment (SGA) der Ernährungszustand erfasst. Kriterien für Mangelernährung waren: BMI <22kg/m2, MNA <17 Punkte, SGA C. Nach der Entlassung des Patienten wurden Informationen bezüglich des Ernährungszustands (Gewicht, Größe, subjektive klinische Einschätzung) sowie Informationen zur Ernährungstherapie (Trinknahrung (TN), enterale (EE) oder parenterale (PE) Ernährung) aus den Krankenakten übernommen.

Resultate: 205 Patienten (142 ♀) im Alter von 82 Jahren (75–95) nahmen an der Studie teil. Die Prävalenz von Mangelernährung lag bei 25,4% (BMI, SGA) bzw. 30,2% (MNA). Angaben zum Gewicht fanden sich bei 54,1% und Angaben zur Größe bei 25,9% der Patienten. Der BMI wurde laut Krankenakten nicht berechnet. Der Ernährungszustand wurde von den Ärzten bei einem Großteil der Patienten (91,2%) subjektiv beurteilt, 6,4% dieser Patienten war mangelernährt. Eine ernährungsmedizinische Intervention wurde bei 8,3% der Patienten durchgeführt. Die häufigste Art der Intervention war TN (3,9%), gefolgt von EE (2,9%) und PE (1,5%).

Konklusion: Obwohl ca. ein Drittel der Patienten mangelernährt ist, wird dies nur bei einem geringen Anteil erkannt und behandelt. Zukünftig sollte eine Beurteilung des Ernährungszustands mittels einer evaluierten Methode routinemäßig in das ärztliche Aufnahmegespräch integriert werden. Des Weiteren sollten adequate ernährungstherapeutische Maßnahmen ergriffen werden.