Aktuelle Ernährungsmedizin 2007; 32 - P3_4
DOI: 10.1055/s-2007-983412

Die Wirkung enteraler Sondenkost auf die Dünndarmperistaltik. Untersuchungen am Meerschweinchendünndarm in vitro

R Weis 1, MK Herbert 1, F Czapek 2, P Holzer 2
  • 1Klinik u. Poliklinik für Anästhesiologie der Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland
  • 2Inst. für Exp. und Klin. Pharmakologie, Med. Univ. Graz

Einleitung: Obwohl der Benefit enteraler Ernährung und von Immunonutritionslösungen auf die immunologische Funktion und die Integrität des Darms in vielen Untersuchungen gezeigt wurde, ist unklar, welche Wirkung Nutritionslösungen auf die Darmmotilität haben. Die Hemmung der Darmmotilität beim Intensivpatienten ist ein häufiges und bisweilen schwerwiegendes Problem. In der vorliegenden Studie wird an einem in vitro-Peristaltikmodell die Wirkung einer enteralen Standarddiät (Fresubin Original, FO) und einer Immunonutritionslösung (Intestamin) auf die Dünndarmmotilität untersucht. Desweiteren interessierte, ob diese Nutritionslösungen einen Einfluss auf die motilitätshemmende Wirkung der Sedativa Midazolam und Propofol haben.

Methodik: Dünndarmsegmente des Meerschweinchens von etwa 10cm Länge wurden im Organbad kontinuierlich mit Tyrode-Lösung gegen einen Druck von 400 Pascal perfundiert. Dabei wird ab einer konstanten Schwelle des intraluminalen Drucks (peristaltic pressure threshold, PPT) Peristaltik ausgelöst und der Darminhalt ausgeworfen. Unter dem Einfluss einer inhibitorischen Substanz steigt die PPT an oder es ist überhaupt keine Peristaltik mehr auslösbar. Die Darmsegmente wurden endoluminal über 60min entweder weiter mit Tyrode-Lösung, Fresubin Original oder Intestamin jeweils in einer Verdünnung von 1:10 und 1:3 perfundiert. Danach wurde den Darmsegmenten extraserosal 10µM Midazolam oder 50µM Propofol in das Organbad zupipettiert.

Resultate: Tyrode-Lösung und FO haben keinen Effekt auf die PPT. Durch Intestamin hingegen steigt die PPT konzentrationsabhängig signifikant an und bei 5 Segmenten kam es durch die Verdünnung von 1:3 bzw. 2 Segmenten bei 1:10 zur völligen Hemmung der Peristaltik (hier wurde kein Sedativum mehr hinzugegeben). Der Anstieg der PPT durch 10µM Midazolam und 50µM Propofol wurde durch Intestamin konzentrationsabhängig verstärkt, wohingegen FO keinen derartigen Effekt hat.

Konklusionen: Diese Untersuchungen zeigen erstmals, dass Intestamin per se die Dünndarmmotilität beeinträchtigt und zudem die motilitätshemmende Wirkung der Sedativa Midazolam und Propofol verstärkt.