Aktuelle Ernährungsmedizin 2007; 32 - P3_8
DOI: 10.1055/s-2007-983416

Geschmacksuntersuchungen und Ermittlung des Ernährungszustandes bei Tumorpatienten

K Kucz 1, S Maluck 1, D Hanrieder 1, O Kohl 1, M Wiese 1, L Mantovani 1, A Weimann 1
  • 1Klinikum St. Georg gGmbH, Abt. Klinische Ernährung der Klinik für Allgemein und Visceralchirurgie Fachbereich Onkologie, Leipzig, Deutschland

Einleitung: Über die qualitative und quantitative Funktionsbeeinträchtigungen des Geschmackssinns während einer Tumorerkrankung ist noch wenig bekannt. Krankheit und Medikamente verändern das Geschmacksempfinden, sodass ein beeinträchtigtes Essverhalten zu Gewichtsabnahmen führt. Durch entsprechende Anpassung des Angebots von Speisen und Supplementen kann dem Entstehen einer Mangelernährung vorgebeugt werden.

Methodik: Ab Dezember 2006 wurden am Klinikum St. Georg in Leipzig Abt. Onkologie Geschmacksuntersuchungen bei 34 Tumorpatienten, 11 davon waren Frauen, mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren durchgeführt. Ein, in der Sensorik anerkanntes, Testverfahren –3AFC – Test (1) fand hierbei Anwendung. Für die fünf Grundqualitäten süß, salzig, sauer, bitter und umami konnten Wahrnehmungs- und Erkennungsschwellen ermittelt werden. Als Vergleichsgruppe wurden 27 Personen (15 Frauen; 12Männer), welche keine nennenswerten Erkrankungen oder Begleitmedikationen aufwiesen, herangezogen. Diese wiesen ein Durchschnittsalter von 62 Jahren auf. Die onkologischen Patienten und Vergleichsprobanden wurden einem Ernährungsassessment (MNA) unterzogen. Statistik: Mann-Whitney-U-Test (p<0.001)

Resultate: Die Ergebnisse des MNA zeigten für die Tumorpatienten im Mittel 21 Punkte; 8,8% lagen unter 17 Punkte. Bei der Vergleichsgruppe wiesen alle Probanden einen zufrieden stellenden Ernährungszustand auf; im Mittel lagen diese bei 27 Punkten. Durch den Mann – Whitney U Test konnten für die Grundqualitäten süß, salzig, sauer und bitter signifikant erhöhte Wahrnehmungs- und Erkennungsschwellen ermittelt werden.

Konklusion: Die Studie zeigt ein verschlechtertes Geschmacksempfinden bei onkologischen Patienten. Sie nehmen die Grundqualitäten später wahr als Gesunde. Hier dürfte ein Grund für die verminderte Nahrungsaufnahme liegen. Eine den geschmacklichen Besonderheiten angepasste Ernährung könnte Gewichts- und Muskelmasseverlust verlangsamen, sodass die Therapiechancen und auch die Lebensqualität der Patienten erhöht werden kann.

Referenzen: (1) Norm DIN10959: Sensorische Prüfverfahren- Bestimmung der Geschmacksempfindlichkeit. Juli 1998