Aktuelle Ernährungsmedizin 2007; 32 - P4_7
DOI: 10.1055/s-2007-983427

NutritionDay 2006: Einfluss von Ernährungszustand und Nahrungszufuhr auf die Liegezeit in deutschen Krankenhäusern

T Schütz 1, K Schindler 2, R Schlaffer 2, M Mouhieddine 2, C Schuh 2, M Hiesmayr 2
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Med. Klinik, Gastroenterologie, Berlin
  • 2Medizinische Universität Wien, Österreich

Einleitung: Das Projekt NutritionDay ist eine europaweite, multizentrische Querschnittsstudie, die Daten zur Ernährungsversorgung und zum Ernährungszustand von Krankenhauspatienten erhebt. Es ist bekannt, dass ein schlechter Ernährungszustand die Liegezeit (LOS) verlängert. Dieser Auswertung liegt die Frage zugrunde, ob ein Gewichtsverlust oder eine verminderte Nahrungszufuhr vor Aufnahme die LOS in gleicher Weise in deutschen wie in europäischen Krankenhäusern verlängern.

Methoden: Am NutritionDay (19.01.06) wurden europaweit in 748 Stationen in 25 Ländern (NDges), davon 105 Stationen in Deutschland (NDD), Daten mithilfe von Fragebögen erhoben. Diese umfassten Angaben zur Station, zu klinischen Daten und zur individuellen Nahrungszufuhr, die von den Patienten selbst dokumentiert wurde. Nach 30 Tagen wurde die LOS der dokumentierten Patienten ermittelt.

Resultate: Europaweit wurden 16 455 Patienten dokumentiert, davon in Deutschland 2105 (12,8%). 5,0% (NDges 5,8%) der Patienten waren unterernährt (BMI<18kg/m2), 43,8% (NDges 45,5%) normal ernährt (BMI 18–25), 34,1% (NDges 31,1%) übergewichtig (BMI 25–30) und 17,1% (NDges 17,6%) adipös (BMI >30). Patienten ohne Gewichtsverlust oder mit Gewichtszunahme wiesen in Deutschland eine signifikant um 4,2d kürzere LOS auf als das Gesamtkollektiv (NDD 20,3±0,6 vs. NDges 24,5±1,7d, p<0,0001). Bei Patienten mit Gewichtsverlust war die LOS in beiden Kollektiven höher, unterschied sich jedoch nicht (NDD 28,5±0,9 vs. NDges 28,9±0,8d). Bei Patienten mit normaler Nahrungszufuhr war die LOS in Deutschland signifikant um 4,0d kürzer (NDD 22,3±0,6 vs. NDges 26,3±1,4d, p<0,0001). Bei Patienten mit geringer Nahrungszufuhr (<50%) trat in beiden Kollektiven eine längere LOS auf, die in Deutschland signifikant um 1,3d höher lag als im Gesamtkollektiv (NDD 29,1±1,2 vs. NDges 27,9±0,5d, p<0,0001).

Konklusion: Patienten mit Gewichtsverlust oder verminderter Nahrungszufuhr bei Krankenhausaufnahme hatten sowohl in Deutschland als auch im Gesamtkollektiv eine längere Liegezeit im Vergleich zu Patienten mit gutem Ernährungszustand. Auffallend ist die signifikant niedrigere LOS für deutsche Patienten ohne Gewichtsverlust oder mit normaler Nahrungszufuhr verglichen mit dem Gesamtkollektiv.