Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 68 - FV3_1
DOI: 10.1055/s-2007-983655

Simultane intra- und extrauterine Gravidität; eine seltene Komplikation bei einer Abruptio legalis

L Hilgart 1
  • 1Ambulante Operationen – Praxisklinik Bottrop, Bottrop

Das simultane Auftreten einer spontanen intra- und extrauterinen Schwangerschaft gilt als eine ausgesprochene Seltenheit und wird in der Literatur mit 1 auf 30.000 Schwangerschaften angegeben. Jährlich werden ca. 120.000 Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland beim Statistischen Bundesamt gemeldet. 80% der Eingriffe werden ambulant durchgeführt. Das Übersehen einer Extrauteringravidität bei einer Abruptio legalis kann zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen.

Eine rechtzeitige, korrekte Frühdiagnostik mit einer Sonographie ist wegen des Fehlens von fetalen Strukturen und Vitalitätszeichen in der Frühgravidität schwierig; die Darstellung einer “Ringstruktur“ parauterin oder paraovariell ist nicht immer spezifisch für eine heterotope Gravidität.

Das klinische Bild mit persistierenden Unterbauchschmerzen, tastbarem, dolentem parauterinem Tumor, Sonographie-Kontrollen mit Feststellung einer runden, homogenen Adnex-Struktur, seltener Embryonalstrukturen sowie steigende Serum ß-HCG-Werte machen eine diagnostische Laparoskopie erforderlich, bevor es zu einem Tubarabort oder einer Tubarruptur kommt. Die klassische Trias mit leerem Uterus, Adnexbefund und freier Flüssigkeit im Douglas-Raum haben bei einer simultanen intra- und extrauterinen Gravidität erst nach der Durchführung einer Abruptio eine diagnostische Bedeutung. Der histologische Nachweis einer intrauterinen Gravidität kann die Diagnostik der Extrauteringravidität verschleiern. Die Seltenheit dieser Koinzidenz, die geringe Fallzahl sowie das Nichtdenken daran, können ernsthafte forensische und medizinische Probleme hervorrufen. Berichtet wird über das seltene Vorkommen einer simultanen intra- und extrauterinen Gravidität bei einer legalen Abruptio, die mit einer Saugkürettage und gleichzeitiger Tubensterilisation sowie partieller Salpingektomie ambulant in einer gynäkologischen Praxisklinik behandelt wurde.