Erfahrungsheilkunde 2007; 56(11): 649-655
DOI: 10.1055/s-2007-985998
Originalia

Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Körperhören - Erfahrungen mit der systemischen Vibrokymatik

Alexander Wunsch
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Publication Date:
13 November 2007 (online)

Zusammenfassung

Die vibrokymatische Ganzkörperstimulation oder systemische Vibrokymatik (SVK) ist eine Weiterentwicklung der vibroakustischen Therapie (VAT). Beide Systeme gehören in den Bereich der rezeptiven Musiktherapie, wobei die Musik nicht nur über das Ohr, sondern großflächig am ganzen Körper appliziert wird. Während bei der VAT große Lautsprecher zum Einsatz kommen, die unter einer Liege oder in einem Stuhl montiert sind, arbeitet die systemische Vibrokymatik mit speziellen Körper-Schall-Überträger-Systemen.

Die SVK kann mit dem gesamten Spektrum therapeutischer Musik durchgeführt werden, wobei der Frequenzbereich bis 500 Hz nicht nur das Ohr, sondern auch den Tastsinn des Körpers stimuliert. Dabei werden in Abhängigkeit von der Frequenz verschiedene Muskelgruppen und Hohlräume bzw. Körperhöhlen in Resonanz versetzt und besonders das System der epikritischen Sensibilität stimuliert. Hierbei spielt die Haut als Sinnesorgan eine zentrale Rolle, die dadurch besondere Bedeutung erlangt, dass sie im Gegensatz zu dem eigentlichen akustischen Sinnesorgan Ohr über viele Millionen von primären Sinneszellen zur Weiterleitung von Reizqualitäten wie Druck, Berührung und Vibration verfügt. Da primäre Sinneszellen die Impulse 1:1 weiterleiten, stellen sie eine wichtige Eintrittspforte für Frequenzen dar, die unmittelbar und unverändert in das ZNS projiziert werden sollen.

Da die SVK auf vielen verschiedenen Ebenen auf den Körper einwirkt, zeigt sie tief greifende Wirkungen auf der psychosomatischen Ebene, da sie die Emotionalität und die Körperlichkeit zu verbinden hilft. Krankheitsbilder, bei denen die Körperwahrnehmung gestört ist, z.B. bei chronischen Schmerzen oder Rückenproblemen, kann die SVK im Sinne einer Reprogrammierung der haptischen Wahrnehmung eingesetzt werden. Auch hat sich die SVK gut bewährt, um die Entspannungsreaktion wiederzuerlernen und zu bahnen, was z.B. bei Störungen der sensorischen Integration, Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronischem Stress indiziert ist.

Abstract

The vibrocymatic total body stimulation or systemic vibrocymatics is a further development of the vibroacoustic therapy. Both systems belong to the field of receptive musicotherapy, where music is not only applied via the ear but also via the large area of the whole body. While with the vibroacoustic therapy large speakers are used, which are installed under a couch or a chair, systemic vibrocymatics works with special body sound transmission systems.

Systemic vibrocymatics can be carried out with the whole spectrum of therapeutic music, where the frequency range up to 500 Hz stimulates not only the ear but also the tactile sense of the body. Depending on the frequency, different muscle groups and hollow spaces or body cavities are resonated and especially the system of the epicritic sensitivity is stimulated. In this case, the skin as a sensory organ plays a central role, which becomes especially important, because in contrast to the acoustic sensory organ the ear, the skin has many millions of primary sensory cells for transmitting stimulus qualities like pressure, touch and vibration. Primary sensory cells are an important entry point for frequencies, which are intended to be projected directly and unchanged into the central nervous system, because these cells transmit impulses one-to-one.

Systemic vibrocymatics has an effect on many different levels of the body, and therefore it shows fundamental effects on the psychosomatic level, because it helps to link emotionality and physical perception. Clinical pictures, where the perception of the body is disturbed, e.g. in the case of chronic pain or problems with the back, systemic vibrocymatics can be used in the sense of reprogramming the haptic perception. Systemic vibrocymatics has also proven its worth to relearn relaxation reactions and to prepare the way for them, which is indicated e.g. in the case of disturbances of sensory integration, sleeping disturbances, cardiovascular diseases and chronic stress.

Literatur

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  • 05 Skille O. Vibroakustik. In: Berger L (Hrsg.): Musik, Magie und Medizin. Paderborn; Junfermann 1997: 37-43
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