Aktuelle Ernährungsmedizin 2008; 33(1): 31-34
DOI: 10.1055/s-2007-986305
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ernährungstherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebsleiden - Diagnostik und Entscheidungsfindung

Nutrition in Advanced Cancer Patients - Diagnostics and Decision MakingA.  Omlin1 , F.  Strasser2
  • 1Assistenzarzt onkologische Palliativmedizin, Kantonsspital St. Gallen
  • 2Oberarzt mbF Onkologie und Palliativmedizin, Leitung onkologische Palliativmedizin, Kantonsspital St. Gallen
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Publication Date:
25 January 2008 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund Das Anorexie-Kachexie-Syndrom beruht auf komplexen Veränderungen im neuroendokrinen und metabolischen System auf der Grundlage eines chronisch entzündlichen Zustandes. Betroffen von Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust sind Patienten mit fortgeschrittenen Tumorleiden in bis zu 80 %. Basierend auf der Literatur werden eine primäre und eine sekundäre Form des Anorexie-Kachexie-Syndroms unterschieden. Primär wird das Syndrom durch den Tumor und sezernierte Produkte verursacht. Sekundäre, potenziell korrigierbare Ursachen für eine reduzierte orale Nahrungszufuhr sind beispielsweise Mukositis, Obstipation oder Schmerzzustände. Aufgrund der Häufigkeit des Anorexie-Kachexie-Syndroms und dessen Komplexität sind eine sorgfältige Diagnostik und Entscheidungsfindung von großer Wichtigkeit. Material und Methodik Dieser Artikel basiert auf der verfügbaren Literatur, Expertenmeinungen und der eigenen klinischen Erfahrung. Ergebnisse Der Entscheidungsfindungsprozess zusammen mit Patienten und Angehörigen beinhaltet die Definition von Prioritäten und Zielen und mündet in einer Vereinbarung über Interventionen, die eingesetzt werden sollen. Bei der Priorisierung von Problemen werden folgende Aspekte in Betracht gezogen: Prognose der zugrunde liegenden Erkrankung, Preis einer allfälligen Intervention, Wahrscheinlichkeit, dass durch die Intervention der Zustand verbessert werden kann, Prävention von möglichen zukünftigen Komplikationen und nicht zuletzt die Präferenz des Patienten. Schlussfolgerung Die Abklärung und Behandlung von Patienten mit einem Anorexie-Kachexie-Syndrom bedarf eines sorgfältigen und umfassenden Ansatzes, der sich nicht nur auf die Diagnose, sondern auch auf die Auswirkungen des Syndromes erstreckt und die individuelle Patientensituation berücksichtigt. Therapeutisch stehen pharmakologische Möglichkeiten, Ernährungsinterventionen, psychosozial-existenzielle Beratung und die Verbesserung der Aktivität im Vordergrund.

Abstract

Background The anorexia/cachexia syndrome (ACS) affecting up to 80 % of advanced cancer patients represents a wasting state on the basis of a chronic inflammatory status involving loss of muscle and fat tissue. The primary anorexia-cachexia-syndrome is caused by the tumor direct or via secreted products. Secondary, potentially correctable causes for reduced oral nutritional intake are for example mucositis, constipation or severe pain. The frequency and complexity of the anorexia-cachexia-syndrome requires a careful diagnostic and decision making process. Material and Methods This article is based on literature review, expert opinion and clinical practice. Results In the decision making process for diagnosis and treatment of the anorexia-cachexia-syndrome patients and relatives are involved. The process of prioritisation includes the following aspects: prognosis of the underlying disease, the price of a planned interventions, the probability that a given intervention will improve the problem, the prevention of prospective complications and last but not least patients preferences. Conclusion Treatments plans have to be adapted to the patients individual situation. Assessment instruments are currently being developed. Therapeutic options of ACS include pharmacotherapy, nutritional interventions, psychosocial-existential counselling, and improvement of physical activity.

Literatur

Dr. med. Florian Strasser

Onkologische Palliativmedizin, Kantonsspital St. Gallen

Rorschacher Straße 95

9007 St. Gallen, Schweiz

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