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DOI: 10.1055/s-2007-986336
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Sabine Miriam Grüsser-Sinopoli († 2008)
Sabine Miriam Grüsser-Sinopoli († 2008)Publication History
Publication Date:
17 March 2008 (online)
Frau Prof. Dr. rer. nat. Sabine Grüsser-Sinopoli starb für uns alle völlig überraschend im Alter von 43 Jahren am 3. Januar 2008. Sie ist zum 1. Oktober 2007 vom Institut für Medizinische Psychologie der Charité dem Ruf auf die Professur für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Johannes Gutenberg-Universitätsklinik in Mainz gefolgt.
Frau Prof. Grüsser-Sinopoli studierte Ethnologie, Psychologie, Ur- und Frühgeschichte sowie Humanmedizin an der FU Berlin und schloss ihr Studium 1993 mit dem Magister Artium ab. Nach einem längeren Auslandsaufenthalt als wissenschaftliche Mitarbeiterin am „Institute for the Study of Drug Dependence” in London war sie ab 1994 wissenschaftliche Angestellte am Lehrstuhl für klinische Psychologie der Humboldt Universität, wo sie 1997 zum Zusammenhang von perzeptuellen Phänomenen und kortikaler Reorganisation bei unilateraler Armamputation promovierte. Ab 1998 arbeitete sie als Hochschulassistentin am Lehrstuhl für Klinische Psychologie in der Forschergruppe Verhaltensneurowissenschaften bei Frau Prof. Herta Flor, und sie schloss ihre suchttherapeutische Ausbildung ab. Ab 2003 war sie Hochschulassistentin am Institut für Medizinische Psychologie der Charité, wo sie auch Stellvertreterin des geschäftsführenden Institutsdirektors Herrn Prof. Rosemeier war. Sie gründete und leitete dort die international renommierte Interdisziplinäre Suchtforschungsgruppe Berlin. 2006 habilitierte sie zu „Lerntheoretische Erklärungsansätze zur Entstehung und Aufrechterhaltung von abhängigem Verhalten.”
Ihre wissenschaftliche Tätigkeit zeichnet sich durch eine breite Palette zur grundlagen- und anwendungsbezogenen Forschung bei Alkohol-, Cannabis- und Opiatabhängigkeit, pathologischem Glücksspiel, emotionalem Lernen und kortikaler Plastizität aus. In der ihr eigenen, kreativen und weitblickenden Herangehensweise verband sie dabei experimentelle, lernpsychologische, neurowissenschaftliche und klinische Ansätze in origineller Weise. So wurde sie auch international zur führenden Expertin im Bereich nicht stoffgebundener Sucht, ein Gebiet, das sie auf aktuelle Themen der Computerspiel- und Internetabhängigkeit ausdehnte. Neben der Erforschung der psychobiologischen Grundlagen der Verhaltenssüchte nahm die praktische Umsetzung von Präventions- und Interventionsmaßnahmen für Betroffene dieser Störungsbilder großen Raum im Tätigkeitsspektrum von Frau Prof. Grüsser-Sinopoli ein. Ihre Kreativität und ihr leidenschaftliches wissenschaftliches Interesse belegen umfangreiche Drittmitteleinwerbungen und hochrangige Publikationen.
Ab der Erteilung des Rufes an die Johannes Gutenberg-Universität engagierte sich Frau Prof. Grüsser-Sinopoli intensiv, die Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie konzeptuell und strukturell auszubauen, und sie brachte neben einer Fülle von laufenden und neuen Projekten und Projektideen auch eine Reihe engagierter Mitarbeiter mit nach Mainz, wo sie einen Verhaltenssucht-Schwerpunkt aufbaute. Die von ihr mit außergewöhnlichem Engagement, Weitsicht und Großzügigkeit begonnene Aufbauarbeit wurde durch ihren plötzlichen Tod unterbrochen. Wir trauern mit der Familie um eine außerordentlich warmherzige, kreative und engagierte Kollegin.
Prof. Dr. med. Manfred E. Beutel
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Untere Zahlbacherstraße 8
55131 Mainz
Email: beutel@psychosomatik.klinik.uni-mainz.de