Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - A3
DOI: 10.1055/s-2007-989142

Einflussfaktoren auf die Lebensqualität von Endometriose-Patientinnen

I Brandes 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover

Hintergrund: Die Komplexität der Endometriose stellt die Patientinnen und ihre behandelnden Ärzte weiterhin vor große Herausforderungen [1]. Die individuellen Verläufe sind wechselhaft und schwer vorhersehbar. Die Patientinnen sind nicht nur körperlich sondern auch psychisch stark belastet [2]. Jedoch liegen aus der Psychosomatik bislang wenige Untersuchungen vor [3].

Fragestellung: Ausgehend von der Annahme, dass Frauen mit Endometriose hinsichtlich ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind, wurde im Rahmen einer Pilotstudie nach möglichen Einflussfaktoren gesucht.

Material und Methode: Die Studienpopulation rekrutierte sich aus den Mitgliedsfrauen der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. Die Datenerhebung erfolgte durch einen Fragebogen, der Items zur Soziodemographie, zu Krankheitsfolgen, zur Diagnostik und zu Leistungsinanspruchnahmen enthielt. Die Lebensqualität (LQ) wurde gemessen mittels des SF 12. Im Rahmen von linearen Regressionsanalysen wurden die Einflüsse ausgewählter Parameter auf das Outcome Lebensqualität untersucht.

Ergebnisse: Die Auswertung zeigte insbesondere hinsichtlich der psychischen Gesundheit (psychische Summenskala) deutlich schlechtere Lebensqualitätswerte als Vergleichswerte deutscher Normstichproben anderer schwerer Erkrankungen. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass Frauen mit Endometriose erhebliche Beeinträchtigungen im sozialen und beruflichen Umfeld aufweisen. Frauen mit schlechteren Lebensqualitätswerten sind gekennzeichnet durch höheres Alter, ungünstigeren Erwerbsstatus und stärkere Schmerzen.

Schlussfolgerungen: Ganz offensichtlich handelt es sich bei der hier untersuchten Studienpopulation um eine Auswahl körperlich und psychisch hoch belasteter Frauen. Da die niedrigen Lebensqualitätswerte mit hohem Leistungsinanspruchnahmeverhalten – insbesondere häufigen Arztkontakten bis zur Diagnosestellung – einhergehen, erscheint die Identifikation von Patientinnen mit psychischen Beeinträchtigungen nicht nur aus medizinischer sondern auch aus volkswirtschaftlicher Sicht von hoher Relevanz. Die gezeigten Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung psycho-sozialer Aspekte bei der Behandlung von Endometriose-Patientinnen in der gynäkologischen Praxis.

Literaturverzeichnis: [1] Oehmke F, Suwandinata F, Deisting C, Tinneberg HR (2007) Datenlage zur Endometriose. Der Gynäkologe; Online-Publikation 21.06.2007. [2] Finas D, Hüppe M, Diedrich K, Kowalcek I (2005) Chronischer Unterbauchschmerz am Beispiel der Endometriose – Problempatientin in der Gynäkologie? Geburtsh Frauenheilk 65: 156–163. [3] Lütje W, Brandenburg U (2003) Psychosomatische Aspekte der Endometriose. Zentralbl Gynaekol 2003; 125: 281–285.