Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - A30
DOI: 10.1055/s-2007-989169

Präoperative Diagnostik eines Darmbefalls bei rektovaginaler Endometriose

M Mangler 1, N Medrano 1, M Lanowska 1, J Bartley 1, A Schneider 1, C Köhler 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Klinik für Gynäkologie mit Schwerpunkt gynäkologischer Onkologie, Berlin

Fragestellung: Eine rektovaginale Endometriose kann isoliert das Septum rectovaginale betreffen oder infiltrativ in das Rektum einwachsen. 65% der Darmendometriosen betreffen das Rektum. Bei sichtbaren oder palpablen Befunden im Septum rectovaginale ist die präoperative Differenzierung zwischen darminfiltrierenden Befunden und rein rectovaginalen Endometrioseherden wichtig für die Operationsplanung und Aufklärung. In dieser Studie soll die Wertigkeit der Bildgebung bei rektovaginaler Endometriose untersucht werden.

Methoden: In eine prospektive Analyse wurden 69 Patientinnen mit einer klinischen Endometriose des Septum rectovaginale eingeschlossen. Bei den Patientinnen wurden folgende Untersuchungen durchgeführt: bimanuelle rectovaginale Untersuchung, vaginale Sonographie, Endosonographie des Rektums, Rektosigmoidoskopie, MRT des Beckens und CA-125-Bestimmung. Alle betroffenen Patientinnen wurden nach einer standardisierten kombiniert vaginal-laparoskopischen Operationsmethode behandelt. Während des stets am Anfang der Operation stattfindenden vaginalen Operationsteils kann ein Rectumbefall eindeutig nachgewiesen oder ausgeschlossen und die Operation entsprechend fortgesetzt werden. Der histopathologische Befund galt als Referenzmethode.

Ergebnisse: Bei 43 Patientinnen fand sich ein infiltrativer Darmbefall. Die anderen 26 betroffenen Patientinnen zeigten nur eine Endometriose des Septum rectovaginale. Die histopathologische Referenz-Untersuchung bestätigte in allen Fällen die intraoperativ erhobenen Ergebnisse. Die Sensitivitäten und Spezifitäten der vorgestellten Untersuchungsmethoden für eine Darminfiltration ergaben sich wie folgt: Bimanuelle rectovaginale Untersuchung 92%/17%, Gynäkologischer Ultraschall 23%/95%, Endosonographie des Rektums 53%/70%, Rektosigmoidoskopie 3%/100%, MRT des Beckens 47%/67%, Ca125-Bestimmung 40%/78%.

Schlussfolgerung: Man kann mit den zur Verfügung stehenden präoperativen diagnostischen Mitteln, wie gynäkologischer Ultraschall, Endosonographie des Rektums, Rektosigmoidoskopie, MRT des Beckens, Ca125-Bestimmung keine verlässliche Aussage über einen möglichen infiltrativen Prozess im Septum rectovaginale treffen, da die Irrtumswahrscheinlichkeiten zu hoch sind. Die direkte intraoperative Beurteilung der rektovaginalen Endometriosen korreliert in 100% mit den histologischen Befunden und kann daher als einzige Methode sicher zwischen infiltrativen und nicht-infiltrativen Prozessen unterscheiden.

Tabelle: Sensitivität/Spezifität für den Nachweis einer infiltrativen Darmendometriose im Kollektiv der rektovaginalen Endometriosepatientinnen

n=69

Sensitivität

Spezifität

Bimanuelle Untersuchung

92%

17%

Gyn. US

23%

95%

Endosonographie des Rektums

53%

70%

Rektosigmoidoskopie

3%

100%

MRT

47%

67%

Ca125

40%

78%