Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - A34
DOI: 10.1055/s-2007-989173

Lebensqualität und Krankheitsfolgen – aktuelle Daten der Rehabilitations-Patientinnen

C Niehues 1, I Brandes 2
  • 1MEDIAN Klinikum für Rehabilitation, Gynäkologie, Bad Salzuflen
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover

Die individuellen Verläufe der Endometrioseerkrankung sind schwer vorhersehbar, meist mit starken Schmerzen verbunden, symptomatische operative und medikamentöse Therapien eingreifend. Unerfüllter Kinderwunsch, Unverständnis im privaten und beruflichen Umfeld wie auch im Medizinsystem erhöhen den Leidensdruck und begünstigen sozialen Rückzug. Die vorliegende Evaluation gibt in einem ersten Schritt Aufschluss über Merkmale des derzeitigen Patientinnenkollektivs in der o.g. stationären Rehabilitationseinrichtung und deren körperlicher und psychischer Beeinträchtigung. Erfragt wurden in der Vollerhebung über ca. 24 Monate soziodemografische Daten, Krankheitsfolgen, Diagnostik, Leistungsinanspruchnahme und Lebensqualität (SF 12). Der Rücklauf ist mit 258 ausgefüllten Fragebögen sehr gut (86%). Das Durchschnittsalter der Patientinnen beträgt 37,5 Jahre. Überwiegend liegt ein Stadium III und IV der Endometriose vor, es werden häufige Arztkontakte und Arbeitsunfähigkeitszeiten angegeben. Im Vergleich zu anderen Erkrankungen bei Frauen, z.B. Brustkrebs oder Rheuma wird von den Endometriose-Patientinnen eine deutlich niedrigere Bewertung der Lebensqualität vorgenommen. Die Patientinnen berichten mit 91% mäßige bis sehr starke Schmerzen durch die Endometriose in den letzten 12 Monaten. Aufgrund der Erkrankung waren die sozialen Kontakte und die Partnerschaft nach Einschätzung der Patientinnen in über drei Viertel der Fälle mäßig bis sehr stark beeinträchtigt. Die Untersuchung zeigt deutlich, dass neben verbesserten medizinischen Therapien effektivere Schmerztherapien für Endometriose-Patientinnen zu entwickeln sind. Gleichzeitig werden Formen psychosozialer Unterstützung benötigt, zum Beispiel ambulante Schulungen, psychologische Beratung oder Paartherapie. Aus Sicht der Rehabilitationsmedizin sollte der Zugang zu spezialisierten Maßnahmen deutlich verbessert werden, möglichst zu einem früheren Zeitpunkt im Krankheitsgeschehen, um Non-Compliance, depressiver Fehlverarbeitung und Chronifizierung vorzubeugen.