Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - A38
DOI: 10.1055/s-2007-989177

Darmendometriose – Operative Möglichkeiten und Techniken

W Probst 1, E Anders 1, R Schutz 2, KW Schweppe 2
  • 1Ammerlandklinik GmbH, Abteilung Allgemeinchirurgie der chirurgischen Klinik, Westerstede
  • 2Ammerlandklinik GmbH, Frauenklinik, Westerstede

Einleitung: Die chirurgisch-oprative Therapie der Darmendometriose und hier insbesondere der Dickdarm- und Rektumendometriose unterscheidet sich grundlegend von der chirurgischen Therapie anderer entzündlicher oder maligner Darmerkrankungen. Das Einhalten von Sicherheitsabständen, die Entfernung des Mesenteriums des Darms und die Entfernung der Lymphbahnen stellen nach heutigem Erkenntnisstand eine nicht notwendige Ausdehnung des operativen Vorgehens da. Diese chirurgisch erlernten Techniken dürfen nur in Ausnahmesituationen angewandt werden. Ziel muss bei minimaler Traumatisierung die vollständige Entfernung des Endometrioseherdes aus der Darmwand sein.

Methoden: Je nach Invasionstiefe und Volumen des Befundes sind drei Resektionsverfahren zu unterscheiden:

  • Bei Befall der Seromuskularis des Colon oder der Muskularis des Rektum ohne Infiltration der Mukosa ist eine mukosa saving resection (MSR) anzustreben. Hierbei wird der Endometrioseherd unter vollständiger Schonung der Mukosa aus der muskulären Schicht der Darmwand herausgeschält. Zur Vermeidung von Blutungen haben sich hier bipolare Koagulationsscheren bewährt. Der Verschluss des Defektes erfolgt durch adaptierende, quer zum Darmverlauf gelegte Muskularisnähte.

  • Bei Infiltration aller Darmwandschichten ist eine „disk resection“ anzustreben. Hierbei wird der Endometrioseherd ohne Einhalten eines Sicherheitsabstandes aus der Darmwand exstirpiert. Der Allschichtverschluss erfolgt quer zum Darmverlauf in Einzelnahttechnik.

  • Bei ausgedehntem, stenosierendem Befall ist eine Segmentresektion unter Schonung des Mesenteriums bei darmwandnaher Resektion möglich. Hier sind bipolare Koagulationsklemmen zur Gefäßversiegelung hilfreich. Die Anastomosierung erfolgt durch Naht. Alternativ sind Klammernahttechniken möglich. Die dargestellten Operationstechniken können in Einzelfällen sowohl laparoskopisch als auch transvaginal ausgeführt werden.

Schlussfolgerung: Die chirugisch-operative Behandlung der Colon und Rektumendometriose erfordert neue, standardisierte Operationstechniken, die dem jeweiligen Ausmaß der Endometrioseerkrankung anzupassen sind. Diese Techniken werden dargestellt. Die in der chirurgischen Ausbildung erlernten, als golden standard bezeichneten Operationsverfahren zur Behandlung entzündlicher und maligner Darmerkrankungen dürfen nicht oder nur in seltenen Ausnahmefällen bei Endometriosebefall des Colon und insbesondere des Rektums angewandt werden. Sie stellen insbesondere im kleinen Becken der Frau eine nicht notwendige Traumatisierung da. Diese chirurgische Devizeration des kleinen Beckens mit Verletzung der hypogastrischen Nerven würde selbst nach Wiederherstellung der Darmkontinuität zu lebenslanger Beeinträchtigung der Defäkation, der Miktion und der Libido führen.