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DOI: 10.1055/s-2007-989190
Endometriose – Circulus vitiosus zwischen Immunsystem und Stress?
Problem: Bis zu 22% der Frauen im gebährfähigen Alter leiden an Endometriose. Die Erkrankung mindert, oft massiv, die Lebensqualität der betroffenen Frauen, wobei starke Schmerzen und Infertilität im Vordergrund stehen. Neben psychischen Belastungen bei den betroffenen Frauen wurden immunologische Fehlfunktionen postuliert, die zur Manifestation der Endometriose beitragen. Ein oft gewählter Therapieansatz bei Endometriose ist die Gabe von Progesteronderivaten. Da Progesteon einen anti-inflammatorischen Effekt hat, war es das Ziel der vorliegenden Studie, den Einfluss eines Progesteron-Derivates auf peritoneale Immunzellen, die u.a. mit dem Stresshormon Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) stimuliert worden waren, zu untersuchen.
Methoden: Douglassekret von 16 infertilen Patientinnen wurde per laparoscopiam gewonnen. Bei 9 Patientinnen wurde Endometriose nachgewiesen, 7 dienten als Kontrollen. Zellen aus dem Douglassektret wurden CRH, dem Progesteon-Derivat Dydrogesteron bzw. beiden Substanzen für 24h inkubiert und die zelluläre Produktion von pro-inflammatorischem Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) und anti-inflammatorischem Interleukin (IL-)10 mittels Cytometric Bead Arrays (CBA) im Kulturüberstand gemessen.
Ergebnisse: Der TNF/IL-10-Quotient war bei Endometriose unter allen Konditionen höher als bei den Kontrollen, mit signifikant höheren Werten nach Stimulation mit CRH. In beiden Gruppen erhöhte CRH den TNF/IL-10-Quotienten, während dieser unter Dydrogesteron abnahm. Der pro-inflammatorische Effekt von CRH konnte durch Dydrogesteron aufgehoben werden.
Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse legen nahe, dass eine erhöhte Stress-Wahrnehmung den intraperitonealen Anstieg inflammatorischer Parameter und damit die Manifestiation von Endometriose begünstigt. Dieser starke entzündliche Reiz bei Endometriose-Patientinnen könnte wiederum die Stresswahrnehmung erhöhen und dadurch einen Circulus vitiosus initiieren. Therapeutische Angebote, die ein verbessertes Coping von Stress zum Ziel haben, könnten helfen, diesen Kreis zu durchbrechen und bereits etablierte medikamentöse Interventionen sinnvoll ergänzen.