Rofo 2007; 179(10): 1000
DOI: 10.1055/s-2007-990984
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Inoperable hepatozelluläre Karzinome - TART mit 188Re kann Überlebenszeit verlängern

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Publication Date:
25 September 2007 (online)

 

In einer prospektiven, klinischen Multicenter-Studie evaluierten A. Kumar et al. die transarterielle Radionukleotidtherapie (TART) mit Rhenium 188 (188Re)-HDD bei Patienten mit inoperablen hepatozellulären Karzinomen (HCC). Radiology 2007: 243; 509-519

Für die Studie unterzogen sich 93 HCC-Patienten (80 männlich, 13 weiblich, Durchschnittalter 53 Jahre) einer klinischen Untersuchung, einschließlich einer Erhebung des Leber- und Portalvenenstatus, AFP-Konzentrationsbestimmung, Tumorgrößenabmessung sowie einer diagnostischen Einteilung nach Child-Pugh und Okuda. Nach Injektion von 185 MBq 188Re-HDD in die Leberarterie wurde die Strahlenabsorptionsdosis (RAD) in mehreren Organen und im Tumorgewebe berechnet. Von diesem Wert ausgehend, berechneten die Autoren die maximale tolerable Aktivität von 188Re, definiert als Menge an Radioaktivität, die in der Lunge 12 Gy, im normalen Lebergewebe 30 Gy und im Knochenmark 1,5 Gy nicht überschreiten lässt. Die so kalkulierten Mengen wurden den Patienten injiziert.

Bei 68% der Patienten lagen serologische Hinweise auf eine Hepatitis B oder C vor, bei 40% wurde klinisch-radiologisch eine Zirrhose festgestellt. Der mittlere Tumordurchmesser betrug 10,3 cm, bei 40% der Patienten fanden sich mehr als 3 tumoröse Läsionen. Erhöhte AFP-Werte waren bei 68% der Patienten zu verzeichnen, in 44% der Fälle mit Werten über 300 ng/ml. Bei 38% der Patienten wurde eine Portalvenenthrombose detektiert. Ein Child-Pugh-Status B fand sich bei 37% der Studienteilnehmer, ein Okuda-Wert von II oder III bei 50%.

Die erste verabreichte Aktivität von 5,3 GBq erzielte eine absorbierte Strahlendosis von 88 Gy im Tumorgewebe. Die durchschnittliche Kumulativaktivität betrug 7847 MBq. Insgesamt wurde die Behandlung gut vertragen. Von den 66 Studienteilnehmer, bei denen ein vollständiger Follow-up gelang, kam es in nachfolgenden CT-Untersuchungen bei 5 Patienten zu einer kompletten makroskopischen Tumorrückbildung und bei 17 zu einer partiellen Antwort mit > 50% Tumorreduktion, während der Tumor bei 23 größenstabil blieb. Laborchemisch war bei 3 Patienten eine Normalisierung der AFP-Werte festzustellen, bei 17 Patienten verringerten sie sich um mehr als 50%, bei 18 blieben sie stabil. Dieses Ergebnis bestätigt die gute Korrelation der CT-Befunde mit der biologischen Tumorreduktion.

Die Strahlenabsorptionsdosis der Tumore war signifikant mit den Tumorgrößenveränderungen und den AFP-Werten korreliert (p = 0,001). Die Überlebensrate nach 6, 9, 12, 24 und 36 Monaten betrug unter den Patienten mit objektivierbarem Tumoransprechen 100, 95, 90, 58 und 30%. Die mittlere Überlebensdauer lag bei 980 Tagen.

Makroskopische Manifestationsformen des Hepatozellulären Karzinoms (HCC): (a) expansives HCC, (b) infiltratives HCC, (c) gemischtes infiltrativ-expansives HCC, (d) diffuses HCC (Bild: Riede/Werner/Schaefer. Allgemeine und spezielle Pathologie. Thieme 2004).