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DOI: 10.1055/s-2007-992906
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Was könnte die Ursache sein? - Anstieg des kardialen Risikos trotz hoher HDL-Spiegel
Publication History
Publication Date:
20 December 2007 (online)
Quelle: Barter PJ, Caulfield M, Eriksson M et al. Effects of torcetrapib in patients at high risk of coronary events. N Engl J Med 2007; 357 (21): 2109-2122
Thema: Die Diskussion um das "gute" HDL-Cholesterin erhielt mit dem Stopp der ILLUMINATE[1]-Studie im letzten Jahr einen herben Rückschlag, nachdem unter der Torcetrapibmedikation - trotz einem deutlichen Anstieg der HDL-Cholesterinwerte um 72 % und einer Reduktion des LDL-Cholsterins um 25 % - mehr kardiovaskuläre Ereignisse (463 versus 373; p = 0,006) und 34 zusätzliche Todesfälle (p = 0,006) zu verzeichnen waren. Prof. Philip Barter, Sydney (Australien), suchte auf dem diesjährigen Kongress der "American Heart Association" (AHA) eine Erklärung für die negativen Studienergebnisse und präsentierte die Endergebnisse von ILLUMINATE.
Projekt: Fast 17000 kardiale Hochrisikopatienten nahmen im Rahmen dieser randomisierten doppelblinden Studie zunächst Atorvastatin ein, um das LDL-Cholesterin auf Werte unter 100 mg/dl einzustellen. 15067 Patienten erhielten im Anschluss randomisiert entweder den Cholesterylester-Transferprotein-Inhibitor Torcetrapib (60 mg täglich) oder Placebo.
Ergebnis: Barter dokumentierte erneut einen signifikanten Unterschied zwischen den Studiengruppen - angefangen bei der erhöhten kardiovaskulären und nichtkardiovaskulären Mortalität unter Torcetrapib (Hazard Ratio 1,58; p = 0,006), der höheren Zahl schwerer kardiovaskulärer Ereignisse (Hazard Ratio 1,25; p = 0,001) über einen Blutdruckanstieg um im Schnitt 5,4mmHg bis hin zu erhöhten Serumnatrium- und geringeren Serumkaliumspiegeln unter Torcetrapib. Zudem waren in der Verumgruppe eine Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteronsystems und ein Anstieg der Aldosteronspiegel zu beobachten.
Fazit: Warum trotz des eindrucksvollen Effekts auf die Cholesterinspiegel die Mortalität unter der Torcetrapibtherapie stieg, dafür müssen nach Ansicht Barters prinzipiell zwei Möglichkeiten in Betracht gezogen werden. Entweder sei das durch Torcetrapib vermehrt gebildete HDL-Cholesterin dysfunktional und nicht wie erwartet atheroprotektiv oder der Wirkstoff vermittelt unerwünschte Wirkungen. Ersteres ist allerdings eher unwahrscheinlich. Denn im intravaskulären Ultraschall (IVUS) hatte sich im Rahmen einer weiteren aktuellen Studie gezeigt (n = 910), dass höhere HDL-Cholesterinspiegel nach einer Torcetrapibtherapie durchaus mit einem geringeren Atheromvolumen einhergingen, wie Dr. Stephen Nicholls, Cleveland (Ohio, USA), auf dem AHA berichtete. Daher müssten sich künftige Weiterentwicklungen darauf konzentrieren, unerwünschte pharmakologische Effekte zu eliminieren, meinte Barter.
Schlüsselwörter: Cholesterin - HDL - LDL - kardiales Risiko
1 Investigation of Lipid Level management to Understand its iMpact IN ATherosclerotic Events