Aktuelle Dermatologie 2007; 33(12): 466-471
DOI: 10.1055/s-2007-995386
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nahrungsmittelallergien im Kindesalter

Food Allergy in ChildhoodR.  Treudler1 , J.  C.  Simon1
  • 1Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Leipzig A. ö. R.
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Publication Date:
20 December 2007 (online)

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Zusammenfassung

Bei den Nahrungsmittelallergien im Kindesalter gibt es eine deutliche Diskrepanz zwischen der Eigenwahrnehmung durch die Betroffenen und deren Eltern und objektiv nachweisbaren Sensibilisierungen. Oft werden eigeninitiiert diätetische Manipulationen durch die Eltern vorgenommen. Evidenzbasiert wird zur Prävention atopischer Erkrankungen aktuell das Stillen über mindestens vier Monate empfohlen. Sollte dieses nicht möglich sein, so können konventionelle Kuhmilch-Formula und - nur bei hohem Risiko - die hypoallergenen Formula eingesetzt werden. Liegt eine manifeste atopische Dermatitis vor, so sollte der mögliche Einfluss von Nahrungsmittelallergien durch Anamnese, Haut- und In-vitro-Teste sowie durch Eliminations- und Provokationsdiäten überprüft werden. Bei Vorliegen einer Kuhmilchallergie werden extensiv hydrolysierte hypoallergene Formula therapeutisch empfohlen. Die Notwendigkeit einer Diät sollte bei Kindern alle 12 - 24 Monate überprüft werden, da sich die Allergien bei den meisten Kindern verlieren. Pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergien manifestieren sich bei Kindern in ähnlicher Art wie bei den Erwachsenen v. a. mit einem oralen Allergiesyndrom und insbesondere bei Birken- und Beifuß-Allergien. Bei der chronisch rezidivierenden Urtikaria sollte auch bei Kindern an eine Triggerung durch Pseudoallergene in Nahrungsmitteln gedacht werden, während bei der akuten Urtikaria und der Anaphylaxie insbesondere Erdnüsse, Baumnüsse und Kuhmilch als Auslöser eine Rolle spielen. Neben der Nahrungsmittelkarenz, deren Realisierung durch die Deklarationspflicht von bisher 14 Nahrungsmitteln unterstützt wird, ist bei schweren Fällen von Nahrungsmittel-Allergien die Verordnung von Notfall-Medikamenten erforderlich.

Abstract

There is a discrepancy between self-reported and pysician-diagnosed food hypersensitivity in children, and parents tend to self-initiated dietary interventions.

Evidence based guidelines for prevention of atopic diseases recommend breast feeding for at least four months. Conventional cow mild formula should be used if breast feeding is not possible. Only in high risk children, hypoallergenic formula are recommended. In children with atopic dermatitis, the possible influence of food allergies has to be investigated by history, skin and in vitro tests as well as by elimination and/or provocation diet. Children allergic to cow milk should be fed with extensively hydrolysed hypoallergenic formula. As most children lose their food allergy, the necessity of interventional diets has to be reevaluated every 12 - 24 month. Pollen-associated food allergies in children do not differ from those in adults and lead to oral allergy syndrome, especially in those with sensitizations to birch or mugwort. Pseudoallergens may trigger symptoms in children with chronic idiopathic urticaria, while in acute urticaria and in anaphylaxis, peanuts, tree nuts and cow milk are the main eliciting factors.

Therapeutically, food avoidance is essential, which is facilitated by the duty of declaration regarding the 14 most frequent food allergens. In severe cases of food allergy, emergency kits have to be provided.

Literatur

Dr. Regina Treudler

Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie

Universitätsklinikum Leipzig A. ö. R.

Philipp-Rosenthal-Str. 23 - 25

04103 Leipzig

Email: Regina.Treudler@medizin.uni-leipzig.de