Gastroenterologie up2date 2008; 4(2): 171-190
DOI: 10.1055/s-2007-995753
Leber/Galle/Pankreas

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Aktuelle Diagnostik und Therapie der Gallenwegskarzinome

Marcus  W.  Wiedmann, Joachim  Mössner
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Publication Date:
16 June 2008 (online)

Kernaussagen

Epidemiologie und Diagnostik

  • Gallenwegskarzinome werden in Gallenblasenkarzinome, hiläre Gallengangskarzinome (Klatskin-Tumoren), distale extrahepatische Karzinome und intrahepatische Gallengangskarzinome unterteilt.

  • Während die Häufigkeit von intrahepatischen Gallengangs- und Papillenkarzinomen zunimmt, nimmt die Inzidenz von extrahepatischen Gallengangs- und Gallenblasenkarzinomen dagegen ab.

  • Während Gallensteine den Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Gallenblasenkarzinomen darstellen (ca. 65 - 90 % der Patienten haben Gallensteine), lassen sich bei den Gallengangskarzinomen nur in ca. 10 % Risikofaktoren finden.

  • Die Umwandlung von normalem in malignes Gallengangsgewebe unterliegt möglicherweise einer Reihe von aufeinanderfolgenden Genmutationen, ähnlich der Adenom-Dysplasie-Karzinom-Sequenz beim Kolonkarzinom.

  • Der abdominelle Ultraschall, die nichtinvasive kombinierte Magnetresonanzcholangiografie/-tomografie (MRC/MRT), die modifizierte Computertomografie (MDCT) und die endoskopische retrograde Cholangiografie (ERC) stellen in der Primärdiagnostik den Goldstandard dar.

  • Beim Papillenkarzinom ist die Endosonografie neben der endoskopischen Biopsie diagnostisches Mittel der Wahl.

Therapie

  • Eine Heilung ist bei allen Tumorarten nur durch eine radikal chirurgische Resektion im Gesunden möglich. Durch eine Zunahme der Radikalität konnte in den letzten Jahren eine deutliche Verbesserung der 5-Jahres-Überlebensraten erreicht werden.

  • Grundlegende Prinzipien der onkologischen Chirurgie sind die R0-Resektion mit weiten longitudinalen und lateralen Sicherheitsabständen, die Monobloc-Resektion des Tumors und die „No-touch”-Technik, d. h. keine Manipulation am Tumor.

  • Ein klinischer Benefit für adjuvante bzw. neoadjuvante Therapiemaßnahmen konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

  • In der Palliation ist die endoskopische Drainage der Gallenwege fest etabliert.

  • Die photodynamische Therapie (PDT) ist bereits jetzt eine wichtige Ergänzung, auch wenn es bisher zu den zwei aktuell eingesetzten Photosensibilisatoren nur jeweils eine prospektive randomisierte Studie gibt.

  • Radio- und Chemotherapie bzw. die Kombination aus beiden sind nur im Rahmen von Studien sinnvoll, da es bisher keinen etablierten Standard gibt in Ermangelung an prospektiv randomisierten Studien.

Literatur

PD Dr. med. habil. Marcus Wiedmann

Department für Innere Medizin, Medizinische Klinik und Poliklinik II

Universitätsklinikum Leipzig, A.ö.R.

Philipp-Rosenthal-Straße 27

04103 Leipzig

Email: wiedm@medizin.uni-leipzig.de