Zusammenfassung
Für eine vaskuläre Pathogenese des Hörsturzes werden neben dem klinischen Bild vor
allem das gehäufte Auftreten von Gefäßrisikofaktoren als Argument angeführt. Allerdings
sind die Angaben in der Literatur zum Teil widersprüchlich, was sowohl auf das Erstellen
einer geeigneten Kontrollgruppe als auch auf die Erfassung einer ausreichenden Patientenzahl
zurückzuführen ist. Wir haben daher in einer retrospektiven Untersuchung allgemeine,
audiologische, laborchemische Daten und anamnestische Angaben zu Risikofaktoren von
393 Hörsturzpatienten ausgewertet. Zielkriterien waren sowohl der Ausgangshörverlust
als auch die Besserung des Hörvermögens während einer 10tägigen stationären Behandlung.
Ausgangshörverlust und Besserung des Hörvermögens bei Hörsturzpatienten mit einem
entsprechenden Risikofaktor wurde verglichen gegen das Restkollektiv bei dem der Risikofaktor
nicht bestand. Patienten die an einer Fettstoffwechselstörung oder einer Hypotension
litten, wiesen signifikant höhere Ausgangshörverluste auf. Thrombosen und Embolien
in der Vorgeschichte oder Bluthochdruck waren ebenfalls signifikant ungünstiger für
die Prognose der Hörstörung. Die Remission des Hörvermögens bei Rezidivhörstürzen
war signifikant schlechter, der mittlere Ausgangshörverlust hierbei jedoch sogar signifikant
geringer als nach erstmaligem Hörsturz. Für die Risikofaktoren Rauchen, Diabetes mellitus,
vorangegangener Infekt der oberen Atemwege und Allergien fanden sich hingegen keine
signifikanten Unterschiede hinsichtlich Ausgangshörverlust und Remission des Hörvermögens.
Summary
Aside from the clinical picture, the frequent occurrence of vascular risk factors
favors a vascular pathogenesis of acute sensorineural hearing loss. However, the data
on the association of vascular risk factors with sensorineural hearing loss are controversial.
Achieving a sufficient number of patients and establishing a suitable control group
is difficult. We analyzed the data of 393 patients suffering from acute sensorineural
hearing loss. Risk factors, general, audiological, and laboratory parameters were
investigated. Mean hearing loss and remission during 10 days of hospital treatment
were calculated. The patient group was divided into patients with a certain risk factor
and those without this risk factor, and mean remission and hearing loss were compared.
Patients suffering from hyperlipidemia or hypotension had substantial and significantly
higher mean hearing losses than patients not suffering from these diseases. Thrombosis,
embolism, and hypertension were associated with a significantly worse remission of
hearing loss. Repeated episodes of sensorineural hearing loss showed a significant
worse remission, but less mean hearing loss before therapy. Smoking, diabetes mellitus,
infections of the upper airways, and allergies had no influence on remission and mean
hearing loss.
Schlüsselwörter
Hörsturz - Risikofaktoren - Retrospektive Analyse
Key words
Sudden hearing loss - Risk factors - Retrospective analysis