Zusammenfassung
Einleitung: Eine Sonderform der traumatischen Innenohrschwerhörigkeit stellt die Ruptur der Membran
des runden Fensters (RFM) dar. Aufgrund der besonderen Druckverhältnisse beim Tauchen
ist der Taucher, insbesondere beim Vorliegen einer gestörten Tubenfunktion besonders
gefährdet eine solche Ruptur zu erleiden. Da der Tauchsport in den letzten Jahren
eine enorme Beliebtheit erfahren hat, wird der HNO-Arzt zunehmend mit otologischen
Problemen bei Tauchern konfrontiert. Patienten und Methode: Es werden 7 Taucher dargestellt, bei denen unter der Verdachtsdiagnose einer Ruptur
des RFM nach Tauchgang eine Probetympanotomie durchgeführt wurde. Es erfolgt die Analyse
der Symptomverteilung sowie des intraoperativen Nachweises einer Perilymphfistel.
Die Ergebnisse werden der HNO-ärztlichen und tauchmedizinischen Literatur gegenüber
gestellt. An einem Fallbeispiel werden die Pathophysiologie, die Klinik sowie die
Differentialdiagnose der Ruptur der RFM kritisch diskutiert. Die möglichen therapeutischen
Maßnahmen werden beschrieben. Ergebnisse: Bei keinem einzigen der Patienten war die in der Literatur beschriebene klassische
Symptomtrias (Hörminderung, Tinnitus, Schwindel) vorhanden. Leitsymptom war in unserem
Patientengut die subjektiv empfundene Hörminderung. Insgesamt gaben nur 2 Patienten
initial einen Schwindel an. Ein Tinnitus wurde ebenfalls nur von der Hälfte der Patienten
angegeben. Eine RFM-Ruptur konnte intraoperativ bei 5 Patienten als wahrscheinlich
angenommen werden. Bei einem weiteren Patienten wurde eine Schleimhautnarbe im Bereich
der Rundfensternische durch den Operateur beschrieben. Nur bei einem Taucher wurde
intraoperativ keine Auffälligkeit im Bereich der Rundfensternische beschrieben. Schlußfolgerung: Bei Vorliegen von Hörminderungen in zeitlichem Zusammenhang zum Tauchen muß unbedingt
an eine Ruptur der RFM gedacht werden. Bei jedem Taucher, der mit Symptomen eines
Mittelohrbarotraumas vorstellig wird oder eine akut aufgetretene Hörminderung beklagt,
ist eine ausführliche otologische Diagnostik durchzuführen. Unter Beachtung der dargestellten
Differentialdiagnosen sollte bei einer Beschwerdepersistenz von mehr als 24 Stunden
eine Probetympanotomie mit Deckung der Rundfensternische durchgeführt werden.
Summary
Background: The rupture of the round window membrane is a special form of traumatic inner ear
deafness. Because of the changing pressure levels, divers are at risk of developing
such a membrane rupture, especially if tube function is disturbed. As the popularity
of diving as a sport increases, ENT specialists have to deal with diving related problems
increasingly frequently. Patients and Methods: Seven cases of divers are presented in whom a tympanotomy was performed following
the diagnosis of a rupture of the round window membrane. The symptoms and intraoperative
findings are discussed and the otologic and diving literature is reviewed. Following
a case report, the pathophysiology, clinical symptoms and differential diagnosis of
round window ruptures are discussed controversially. Possible therapeutical consequences
are described. Results: None of our patients exhibited the classical triad of deafness, tinnitus, and vertigo
as described in the diving literature. The leading symptom in our patients was the
loss of hearing; only two patients had vertigo. Tinnitus was found in half of the
patients. Intraoperative a rupture of the round window membrane was presumed in five
divers. Conclusions: If disturbance of inner ear function does occur concurrently with diving, a rupture
of the round window membrane must be considered. An otologic examination must be performed
in any diver with a loss of hearing and/or signs of a barotrauma of the middle ear.
After differential diagnosis to exclude other possibilities, a tympanotomy to cover
the round window membrane should be performed if symptoms persist more than 24 hours.
Schlüsselwörter
Rundfenstermembranruptur - Tauchunfall - Traumatische Innenohrschwerhörigkeit
Key words
Round window rupture - diving accident - Traumatic inner ear deafness