Zusammenfassung
Hintergrund: Die Messung der Augengegenrollung (ocular counterrolling = OCR) ist eine Methode
zur Testung der Funktion des Vestibularapparates, insbesondere der Funktion des Otolithenapparates,
die bisher in der Praxis wenig Anwendung gefunden hat. Es war bisher nicht möglich,
einen Crenzbereich zu definieren, der eine eindeutige Trennung zwischen einer pathologischen
OCR und der physiologischen Schwankungsbreite der OCR ermöglichte. Patientengut: Das Ziel dieser Studie bestand darin, festzustellen, inwieweit es möglich ist, über
die Messung der Augengegenrollung verschiedene Krankheitsbilder, bei denen Schwindel
als Symptom im Vordergrund steht, differentialdiagnostisch voneinander abzugrenzen
bzw. Hinweise auf Vestibulopathien zu erhalten. Dazu wurde ein Patientenkollektiv,
das sich in 4 Diagnosegruppen unterteilte (unklarer Schwindel, n = 20; Neuronitis
vestibularis, n = 15; Morbus Menière, n = 10 und benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel,
n = 10), einer Kontrollgruppe von n = 30 gesunden Probanden gegenübergestellt. Die
Testsequenz wurde mit der Vesta-Brille der Firma Panares bei Kopfneigungen von 5 ,
15 und 30 durchgeführt. Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass bei den Patienten mit unklarem Schwindel, Neuronitis
vestibularis und Morbus Meniere der physiologische Vorgang der Augengegenrollung gestört
ist. Diese Störung manifestiert sich als quantitative Abnahme des Ausmaßes der Augendrehung.
Schlußfolgerungen: Eine reduzierte OCR bei vestibulären Dysfunktionen weist damit auf eine Funktionsstörung
der Otolithen hin. Die sichere Zuordnung einer reduzierten OCR zu einer bestimmten
vestibulären Dysfunktion ist aber nicht möglich.
Summary
Background: Measurement of ocular counterrolling (OCR) is well known as a simple method to evaluate
the peripheral vestibular organ, especially the otolith organ. But it has rarely been
used because of the difficulty in differentiating between pathologically reduced OCR
and the wide physiological variation of this parameter. Patients: In this study, the OCR of 55 patients with unclarified vertigo (n = 20), vestibular
neuronitis (n = 15), Meniere's disease (n = 10), and benign paroxysmal positional
nystagmus (n = 10) were evaluated and compared to a control group (n = 30) with the
intention of diagnosing peripheral vestibular dysfunction and establishing a differential
diagnosis. The test sequence was carried out with Vesta goggles by Panares® and included
head tilts of 5 ,15 , and 30 to the left and right. Results: The results show a significantly reduced OCR in patients suffering from peripheral
vestibular disorders when compared to the control group. Conclusion: There is no specific finding for a specific type of vestibular lesion, but otolith
function is affected in several disorders as measured by ocular counterrolling.
Schlüsselwörter
Otolithenfunktion - Schwindel - Neuronitis vestibularis - Morbus Meniere - Benigner
paroxysmaler Lagerungsschwindel - Augengegenrollung
Key words
Otolith function - Vertigo - Vestibular neuronitis - Meniere's disease - Paroxysmal
positional vertigo - Ocular counterrolling