Laryngorhinootologie 1994; 73(4): 222-226
DOI: 10.1055/s-2007-997116
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Klinische Primärmanifestation der Tuberkulose als Zufallsbefund im Kopf-Hals-Bereich*

Clinical Primary Manifestation of Tuberculosis in the Head and Neck Region as a Chance FindingP. R. Issing1 , H.-G. Kempf1 , P. Ruck2 , Th. Lenarz1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für HNO-Heilkunde (Direktor: Prof. Dr. med. Th. Lenarz)
  • 2Pathologisches Institut der Universität Tübingen, Abteilung für Spezielle Histo- und Zytopathologie (Direktor: Prof. Dr. med. E. Kaiserling)
* Auszugsweise vorgetragen auf der 64. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf-Hals-Chirurgie vom 22. bis 27. Mai in Münster.
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Von 1988 bis 1992 wurden 12 Patienten (10 Frauen und 2 Männer) mit Manifestation einer Tuberkulose im Kopf-Hals-Bereich beobachtet. Das Durchschnittsalter lag bei 50 Jahren (22 bis 88 Jahren). Das Verhältnis der deutschen zu den ausländischen Patienten war ausgeglichen. Von den Manifestationsorten dominierten mit 6 Fällen die zervikalen Lymphknoten. Je 1 Patient wies tuberkulöse Veränderungen an folgenden Lokalisationen auf: Gaumen, Vestibulum oris, Larynx, Nasopharynx, Parotis und Mittelohr. Die Diagnose wurde in 6 Fällen ausschließlich histologisch aus den Operationspräparaten (Lymphknoten n = 6, Mittelohr, Parotis) sowie aus direkt oder endoskopisch gewonnenen Probebiopsien (Gaumen, Nasopharynx, Kehlkopf) gestellt. Bei 5 Patienten fanden sich sowohl typische histologische Veränderungen als auch ein positiver mikrobiologischer Befund; einmal konnte die Diagnose nur mittels Kultur verifiziert werden. Dabei handelte es sich in allen Fällen um Zufallsbefunde. Präoperativ bestand überwiegend Malignomverdacht, wobei sich weder computertomographisch (n = 3) noch sonographisch (n = 3) Anhaltspunkte für eine tuberkulöse Genese ergaben. Der postoperativ durchgeführte Tine-Test war ausnahmslos positiv. Lediglich bei 3 Patienten konnten säurefeste Stäbchen im Magensaft nachgewiesen werden. Weiterhin bestand bei keinem Patienten eine HIV-Infektion. Die Patienten wurden nach Diagnosestellung und weitergehender Diagnostik mit einer Kombinationstherapie behandelt. Im Verlauf kam es nach Abschluß der Therapie zu keiner Reaktivierung der Tbc bei den beobachteten Patienten.

Summary

Between 1988 and 1992 12 patients were seen who had findings leading subsequently to the diagnosis of tuberculosis. The average age was 50 with a ränge from 22 to 88 years. Women outnumbered the male by 10 to 2 cases. The number of German patients equalled that of foreign patients. Tuberculosis was mainly localised in the cervical lymph nodes in 6 cases. One patient was seen with manifestation in each case at the palate, larynx, nasopharynx, cheek, parotis and middle ear. Diagnosis was made by histology alone six times, by evidence of acid-fast rods once and by both means in 5 cases. Preoperatively a malignant neoplasm was suspected in most patients, and neither CT nor ultrasound revealed a hint to tuberculosis. Tine-test was positive in all patients. Only in 3 patients was there an evidence of acid-fast rods in sputum and gastric juice. None of them suffered from AIDS. They were treated by combination of rifampicin, ethambutol, isoniazid and partially with pyrazinamide. No relapse was observed to date.