Laryngorhinootologie 1993; 72(10): 502-505
DOI: 10.1055/s-2007-997945
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Häufigkeit dopplersonographisch erfaßbarer Stenosen zervikaler arterieller Gefäße bei Patienten mit kochleovestibulären Symptomen*

Doppler Sonographie Evaluation of Functional Disorders of the Cervical Arteries in Patients with Cochlear and Vestibular ProblemsR. Gutmann, B. Wollenberg, B. Krampert, K. Mees
  • Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Ludwig-Maximilians-Universität, Klinikum Großhadern (Direktor: Prof. Dr. med. E. Kastenbauer)
* Auszugsweise vorgetragen auf der Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie in Münster 1993.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Februar 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Dopplersonographie stellt ein einfach zu handhabendes, nicht invasives und rasch durchführbares Untersuchungsverfahren dar, das eine sehr gute Beurteilung der anatomischen und der funktionellen Gefaßsituation am Hals ermöglicht. Bei der differentialdiagnostischen Abklärung neurootologischer Symptome wird vom Hals-Nasen-Ohren-Arzt die dopplersonographische Untersuchung der zervikalen Arterien zunehmend benutzt. Wir haben retrospektiv an 150 Patienten, die die Klinik mit kochleovestibulären Symptomen wie Schwindel, Hörminderung oder Tinnitus aufsuchten, die Häufigkeit zervikaler arterieller Stenosen untersucht. Es zeigte sich, dass vor allem bei Patienten, die mit dem Symptom Schwindel die Klinik aufsuchten, eine deutlich erhöhte Prävalenz für Stenosen der zervikalen hirnversorgenden Arterien vorlag (28%). Die Prävalenz in der Normalbevölkerung liegt bei ca. 1%. Bei Patienten mit Hörminderung waren dopplersonographisch noch in 23% und bei Tinnitus zu 18% Gefaßveränderungen nachweisbar. Patienten ohne Risikofaktor für eine Atherosklerose der Halsgefaße hatten zu 13%) (Symptom Schwindel) bzw. 8% (Symptom Hörminderung oder Tinnitus) Stenosen der arteriellen Halsgefaße. Somit ist die Prävalenz der dopplersonographisch erfaßbaren Stenosen der Halsgefaße deutlich höher als in der asymptomatischen Normalbevölkerung. Die frühe Zuordnung der pathologischen Gefaßbefunde zu einer gestörten Innenohrfunktion erspart dem Patienten weitere differentialdiagnostische Untersuchungen. Darüber hinaus können auch drohende zerebrale Ischämien frühzeitig erkannt werden.

Summary

Doppler ultrasound examination is an easy and non-invasive examination technique to image the anatomical and functional situation of cervical vessels. An increasing number of ENT-specialists has been using Doppler sonography in the diagnosis of cochlear and vestibular disorders. We analysed the frequency of pathological Doppler examination results of 150 patients with vertigo, hearing loss and tinnitus. Especially patients with vertigo bear a greater risk for stenosis of the extracranial arteries (28%) compared to an asymptomatical population (1%). Patients with hearing loss and tinnitus showed a different degree of artery disorders (23%) of the patients with hearing loss; 18% of the patients with tinnitus). Patients bearing no risk for atherosclerosis showed in 13%) (vertigo) and 8% (hearing loss and tinnitus) Stenosis of the cervical arteries. Thus we found by Doppler ultrasound examination more stenoses in patients with cochlear or vestibular symptoms than in an asymptomatical population. The early attribution of stenosis to a malfunction of the inner ear helps to avoid invasive examinations of cervical vessels. In addition to this, imminent cerebral ischaemia can be revealed at an early stage.