Geburtshilfe Frauenheilkd 1991; 51(12): 955-958
DOI: 10.1055/s-2008-1026244
Zum Thema

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Psychosomatische Aspekte der oralen Kontrazeption*

Psychosomatic Aspects of Oral ContraceptionK. Schanzer
  • Universitätsfrauenklinik, München
* Für die Diskussionsbeiträge zum Thema möchte ich Herrn Prof. Dr. H. Graeff und Frau cand. med. R. Leist herzlich danken.
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Kontrazeptives Verhalten unterliegt vielschichtigen emotionalen Einflüssen. Physiologische und psychologische Prozesse sind eng miteinander verknüpft. Kontrazeption kann das Umsetzen wichtiger psychosozialer Ziele erleichtern, kann aber auch die Autonomie der Frau bedrohen. Der bewußt gewollten Trennung von Sexualität und Fertilität können zahlreiche unbewußte Wünsche oder Befürchtungen entgegenwirken. Ambivalenter Kinderwunsch, neurotische Persönlichkeitsentwicklungen sowie problematische Partnerbeziehungen können unbewußte Konfliktstoffe im Zusammenhang mit der Kontrazeption beinhalten. Hieraus resultieren Ängste, psychogene Unverträglichkeiten, fehlerhafte Anwendung der Methode oder Schwierigkeiten in der Arzt-Patientin-Beziehung. Im Zusammenhang hiermit stehen psychosomatische Reaktionen wie körperliche Mißempfmdungen, Nervosität, Schlafstörungen, Müdigkeit, Übelkeit, Reizbarkeit und sexuelle Störungen. Der Arzt muß auf widersprüchliche Tendenzen in der Patientin eingehen, ihren Ängsten und einem eventuell untergründig wirksamen Kinderwunsch Raum lassen. Er sollte der Patientin helfen, den Konflikt bewußt zu halten statt ihn zu verleugnen. So leistet er einen Beitrag zu einer reifen Konfliktlösung seitens der Patientin.

Abstract

Oral contraceptive use is influenced by multiple emotional factors. Physiological and psychological effects are closely correlated. Contraception may assist women in pursuing important psychosocial goals, on the other hand, it may cause a number of problems. Many unconscious wishes or fears may interfere with the clear separation of sexuality from fertility. Ambivalence about pregnancy, neurotic personalities and problems in partner relationship may cause psychic conflicts with regard to contraception. Anxiety, side effects, misuse of contraceptives or problems in the relationship between doctor and patient may result. As a further development psychosomatic Symptoms such as discomfort, nervousness, sleep disturbance, fatigue, nausea and sexual disorders may appear. The physician must take contradictory feelings of the patient into consideration, including her anxiety and her possible ambivalence with respect to pregnancy.