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DOI: 10.1055/s-2008-1026255
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Aktive Immuntherapie des habituellen Aborts: Ist die Gefährdung größer als der therapeutische Nutzen?*
Active Immunotherapy of Habitual Abortion: Is the Risk Greater than the Therapeutic Gain? * Die unter der Rubrik „Zur Diskussion gestellt“ veröffentlichten Beiträge müssen nicht unbedingt mit den Auffassungen der Schriftleitung übereinstimmen.Publication History
Publication Date:
18 March 2008 (online)
Zusammenfassung
Die weitverbreitete aktive Immuntherapie zur Vermeidung habitueller Aborte ist hinsichtlich der möglichen Komplikationen, wie unerwünschte Immunantworten und der Übertragbarkeit von Infektionserkrankungen, vergleichbar mit der Transfusion von Blut- oder Blutbestandteilen. Im Vergleich zu Erythrozyten- und Thrombozytentransfusionen muß bei der Immunisierung mit Lymphozyten mit einem höheren Infektionsrisiko für das Zytomegalievirus gerechnet werden, wobei insbesondere einer potentiellen Gefährdung des Kindes Rechnung getragen werden muß. Auch eine mögliche Induktion von irregulären erythrozytären bzw. thrombozytären Antikörpern kann sich sowohl bei der Mutter als auch beim Kind nachteilig auswirken. Erst in jüngster Zeit wurde über die Bildung von Autoantikörpern und Antikörpern gegen Kardiolipin bei Patientinnen nach aktiver Immuntherapie berichtet. Völlig unklar ist die Bedeutung dieser und möglicherweise weiterer Immunantworten nach aktiver Immunisierung, weshalb auf dem Gebiet der immunologischen Nebenwirkungen weitergehende Untersuchungen zu fordern sind.
Die aktive Immuntherapie an Patientinnen mit habituellen Aborten erfordert eine strenge ärztliche Indikationsstellung, da zum einen der schwangerschaftsprotektive Mechanismus ungeklärt ist, zum anderen bisherige kontrollierte Studien den therapeutischen Effekt unterschiedlich bewerten. Diese Faktoren müssen insbesonders bei der Aufklärung der Ehepaare Berücksichtigung finden. Hier muß die sorgfältige Abwägung zwischen zu erhoffender Wirkung und möglichen Komplikationen im Vordergrund stehen, da hier keine vitale Indikation besteht, wie sie in den überwiegenden Fällen für die Übertragung von Blutbestandteilen gilt.
Abstract
Active immunotherapy is widely employed in the treatment of patients with habitual abortion, but it is comparable to the transfusion of blood or blood components with respect to possible complications such as undesirable immune responses and the possibility of transmitting infectious diseases. In fact, immunization with lymphocytes carries a greater risk of infection with cytomegalovirus than does transfusion of erythrocytes or platelets, a fact of particular relevance, since it represents a potential risk to the child. In addition, irregular antibodies to erythrocytes or platelets may be induced, which may have a harmful effect on both the mother and the child. The subsequent formation of autoantibodies and antibodies against cardiolipin in patients subjected to active immunotherapy has only recently been described. The significance of these and other possible immune responses is by no means clear, so that further investigation of the immunological side effects is urgently required.
Active immunotherapy for habitual abortion demands strict medical indication, since the mechanism by which it protects the pregnancy has not been elucidated, and controlled studies have yielded differing results concerning therapeutic success. These factors must be taken into account when affected couples are counselled. The possible complications should be carefully weighed against the anticipated effects, since no vital indication exists in the case of habitual abortion, unlike most situations where the transfusion of blood products is contemplated.