Zusammenfassung
Bei 101 Patientinnen, die wegen eines invasiven Plattenepithelkarzinoms der Vulva zwischen 1972 und 1983 an unserer Abteilung behandelt wurden, war die Infiltrationstiefe des Tumors kleiner als 10 mm. Bei 43 Patientinnen wurde auf Grund eines unauffälligen klinischen Lymphknotenstatus nur eine Elektroresektion und Koagulation (EK) der Vulva weit im Gesunden durchgeführt, während bei 58 Patientinnen auch eine Bestrahlung der Inguinallymphknoten angeschlossen wurde. Wir verglichen die Risikofaktoren: klinischer Lymphknotenstatus, Tumorausdehnung und histologischer Differenzierungsgrad bei Infiltrationstiefen des Vulvakarzinoms kleiner und größer als 5 mm, sowie die Auswirkungen der Risikofaktoren bei alleiniger Vulvektomie und bei Entfernung der Vulva mit anschließender Bestrahlung der Inguinallymphknoten auf die 5-Jahres-Überlebensrate. In der Gruppe mit alleiniger Vulvektomie waren die Risikofaktoren: tiefe Infiltration (mehr als 5 mm), suspekter klinischer Lymphknotenstatus, größere Tumorausbreitung, sowie Lokalisation im Klitorisbereich hochsignifikant selten (p <0,001) und es wurde daher erwartungsgemäß eine sehr günstige ungereinigte 5-Jahres-Überlebensrate von 88,4 % erreicht. In der Gruppe mit Vulvektomie und zusätzlicher Bestrahlung der Leistenlymphknoten waren die Risikofaktoren hochsignifikant häufiger (79 % der Fälle mit Infiltration über 5 mm, alle Fälle mit klinisch suspekten Lymphknoten, 88 % der Fälle mit T2 -, T3 -Tumoren, und 90 % der Klitoriskarzinome) und daher wäre ein wesentlich ungünstigeres Behandlungsergebnis zu erwarten gewesen. Tatsächlich wurde aber durch die zusätzliche Bestrahlung der Inguinalfelder eine nur geringfügig schlechtere 5-Jahres-Überlebensrate von 79,3 % erreicht, die sich von der Gruppe mit geringem Risiko und alleiniger Vulvektomie nicht signifikant unterscheidet. In den Stadien I und II fanden sich in der Gruppe mit alleiniger Vulvektomie 9,3 % Inguinalrezidive, in der Gruppe mit adjuvanter Inguinalfeldbestrahlung nur 2,6 %. Damit ist ein Hinweis für den Wert einer Lymphknotenbehandlung mittels Strahlentherapie gegeben. Da in der Literatur zunehmend ein individuelles Vorgehen besonders bei jüngeren Patientinnen, sowie bei „Low-risk“ Fällen gefordert wird, sollte die Behandlungsmöglichkeit der Lymphknoten mittels Bestrahlung im Anschluß an die Vulvektomie auch in die therapeutischen Überlegungen einbezogen werden.
Abstract
The clinical data from 101 patients with invasive squamous cell cancers of the vulva with less than 10 mm stromal invasion in depth, treated between 1972 and 1983, were studied. 43 of these patients underwent merely a radical vulvectomy, the remaining 58 patients underwent a combination therapy of vulvectomy and irradiation of inguinal lymph nodes. Although the majority of risk factors, like clinically suspicious nodes, stromal invasion of more than 5 mm, tumour expansion of more than 2 cm and clitoral location, occurred more frequently (p <0,001) in the combination therapy group. There was no statistical significance in the five-year survival rate between our two therapy groups (88,4 % versus 79,3 %). In stage I and II cases inguinal relapses occurred in the group with vulvectomy alone in 9.3 %, in the group with adjuvant external irradiation of the inguinal fields in 2.6 %. We believe, the data presented show the important role of radiotherapy of inguinal nodes in the curative management of vulvar cancer.