Geburtshilfe Frauenheilkd 1989; 49(2): 141-148
DOI: 10.1055/s-2008-1026565
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Diagnostik bei Patientinnen mit habituellen Aborten

Clinical Gynecological Diagnostics in Patients with Habitual AbortionO. Heine1 , G. Mueller-Eckhardt2 , J. Neppert2
  • 1Frauenklinik (Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. med. W. Künzel) und
  • 2Institut für Klinische Immunologie und Transfusionsmedizin (Leiter: Prof. Dr. med. C. Mueller-Eckhardt), Justus-Liebig-Universität, Gießen
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Seit Einführung erfolgversprechender immunologischer Behandlungskonzepte bei Patientinnen mit drei oder mehr Aborten ist - gerade in Hinblick auf ein Infektionsrisiko bei der Leukozytentransfusionstherapie - die Abklärung aller für die Aborte denkbaren, ursächlichen Zusammenhänge besonders dringlich geworden. Eigene Erfahrungen, wie sie bei 47 Ehepaaren mit einer entsprechenden Abortanamnese in den Jahren 1985 - 1988 im Rahmen einer Spezialsprechstunde an unserer Klinik gesammelt werden konnten, werden im Zusammenhang mit in der Literatur mitgeteilten Untersuchungsberichten diskutiert. Eine kritische Neubewertung einiger Faktoren, die bisher im Zusammenhang mit der Ätiologie des habituellen Abortes diskutiert wurden, scheint erforderlich. Während genetische Ursachen nach wie vor als häufigste Ursache eines Spontanabortes im 1. Trimenon angesehen werden müssen, kann der Stellenwert anatomischer Uterusveränderungen - bei unseren Patientinnen in 7% der untersuchten Fälle feststellbar - und hormoneller Faktoren (Lutealinsuffizienz bei 9 % der Patientinnen) sowie der Endometriose für die Ursachenabklärung des habituellen Abortes wegen der uneinheitlichen Verwendung der Diagnosestellung zugrundegelegten Kriterien in der Literatur noch nicht endgültig beurteilt werden. Auf der Basis neuerer Untersuchungen scheinen immunologische Faktoren im Zusammenhang mit dem habituellen Abort an Bedeutung zu gewinnen; andere, noch vor wenigen Jahren genannte Faktoren, wie Infektionen oder Diabetes mellitus, haben anhand der vorliegenden Erfahrungsberichte bisher nicht als Ursachenfaktoren bestätigt werden können. Nach unseren Beobachtungen lassen sich bei 79 % der Paare gleichzeitig mehrere Faktoren mit pathologischem Stellenwert nachweisen, die eine sequentielle, an der wahrscheinlichen Multifaktorialität des Krankheitsbildes orientierte herapie als sinnvoll erscheinen lassen.

Abstract

Since promising immunological concepts for treatment of patients with three or more miscarriages have been introduced, an exact clarification of all possible etiological factors has become even more urgent, because an infection risk associated with leucocyte therapy cannot be ruled out. Own experiences with 47 couples with a history of habitual abortion who had been diagnostically evaluated in a special screening program in our hospital between 1985 - 1988 are discussed in the light of surveys of the recent literature. A critical revision of several factors which had been classified as etiological factors of habitual abortion in the past, seems important. While genetic factors are undoubtly the most important cause of miscarriages in the first trimenon, the role of anatomical uterine anomalies (amongst our patients in 7 per cent), luteal insufficiency (among our patients in 9 per cent) and endometriosis cannot be evaluated with certainty yet because different diagnostic criteria have been established for diagnosis in the literature. Based on newly published data immunological factors seem to become etiologically more important; other anomalies, like infections or diabetes do not seem to be associated with an increased risk for habitual abortion. According to our experiences, habitual abortion may present as a problem involving different pathogenetic factors (among our patients in 79 per cent) so that sequential therapeutic steps may be required for treatment of a - possibly - multifactorial disease.