Rofo 2008; 180(5): 466-469
DOI: 10.1055/s-2008-1027335
Leitlinie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

CT-Kolografie: Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Gastrointestinale Diagnostik der Deutschen Röntgengesellschaft zur Indikation und technischen Durchführung der endoluminalen Dickdarmdiagnostik mittels Computertomografie (sog. virtuelle Koloskopie)

CT Colography: Guideline of the Gastrointestinal Diagnostics Team of the German Radiological Society regarding the Indication and Technical Implementation of Endoluminal Colon Diagnostics using Computed Tomography (Known as Virtual Colonoscopy)P. Rogalla1 , R. Janka2 , U. Baum2 , S. Feuerbach3 , H. Helmberger4 , A. Rieber-Brambs5 , H.-J Brambs6 , A. Aschoff6
  • 1Institut für Radiologie Charité, Campus Charité Mitte, Berlin
  • 2Radiologisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen
  • 3Institut für Röntgendiagnostik, Universitätsklinikum Regensburg
  • 4Zentrum für Radiologie, Klinikum Dritter Orden, München
  • 5Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin Städtisches Klinikum München GmbH
  • 6Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie Universitätsklinik Ulm
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. April 2008 (online)

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Vorbemerkung

Die dreidimensionale Darstellung des Dickdarmlumens mittels Computertomografie hat sich in den letzten 12 Jahren von einer rein experimentellen Darstellungsmethode zu einer klinisch eingesetzten, zunehmend etablierten Untersuchungsmethode entwickelt. Das Prinzip besteht aus einer Oberflächendarstellung der Darmwand, welche gegenüber dem Darmlumen einen bildgebenden Kontrast aufweisen muss. Mittels dreidimensionaler Rekonstruktionsverfahren (surface- oder volume-rendering) können endoskopieähnliche Bilder erstellt und als „virtuelle Darmspiegelung” dargestellt werden.

Neben einer Darstellung des Dickdarmlumens als simulierte Endoskopie (virtuelle Koloskopie) wurden zahlreiche alternative Visualisierungstechniken entwickelt, welche die Nachteile einer perspektivisch verzerrten Darstellung des Darmlumens zu reduzieren helfen. Ziel ist die möglichst vollständige Sichtbarmachung der errechneten inneren Darmoberfläche. Methodisch bedingt kann die virtuelle Endoskopie die tatsächliche Beschaffenheit der Mukosa nicht abbilden, weshalb bei der Interpretation die Morphologie, nach Kontrastmittelgabe unter Umständen auch das Perfusionsverhalten maßgeblich für die Diagnose sind. Als Hilfestellung für die Unterscheidung von Stuhlresten und vitalem Gewebe kann eine orale Kontrastierung mittels jod- oder bariumhaltiger Kontrastmittel dienen, der diagnostische Wert ist zurzeit aber noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.

Die Arbeitsgemeinschaft für gastrointestinale Diagnostik der Deutschen Röntgengesellschaft hat in einem Zeitraum von zwei Jahren eine Leitlinie zur Indikation und technischen Durchführung der endoluminalen Dickdarmdiagnostik mittels Computertomografie entwickelt und im Mai 2007 verabschiedet. In die Leitlinie sind aktuelle Forschungsergebnisse aus großen Multicenterstudien und Metaanalysen (siehe Literatur) sowie Vorgaben des Deutschen Gesetzgebers zur Indikation und Anwendung von Röntgenstrahlen eingegangen. Darüber hinaus stellt die Leitlinie einen Konsensus unter den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft sowie einiger gastroenterologischer Kooperationspartner der beteiligten Kliniken und Institute dar.

Die Autoren möchten betonen, dass das Untersuchungsverfahren CT-Kolografie in wesentlichen Teilen auf Computertechnologie und Nachverarbeitung beruht und deshalb der technologische Fortschritt sowohl auf der Seite der Computertomografie als auch auf der Seite der Darstellungstechniken und computergestützten Auswertung (computer assisted detection, CAD) großen Einfluss auf die Indikationsstellung und klinische Wertigkeit der Methode haben kann. Auch die klinische Handhabung von konventionell-endoskopisch entdeckten Dickdarmpolypen - Abtragung, Gewebeentnahme, Kontrolle je nach Größe, Lokalisation und vermuteter Histologie - wird in der Gastroenterologie kontrovers diskutiert und hat in den letzten Jahren zum Teil grundlegende Änderungen erfahren. Die Arbeitsgemeinschaft hat sich daher nur auf drei Kategorien von Befunden mit entsprechenden Empfehlungen festgelegt ([Abb. 1]).

Abb. 1 Schaubild der Empfehlungen zum Umgang mit Befunden in der CT-Kolografie (Normalbefund, Polypen).

Hervorzuheben ist, dass die American Cancer Society (ACS) mit Unterstützung des American College of Radiology und der US Multi-Society Task Force on Colorectal Cancer seit März 2008 die CT-Kolografie in die Liste der empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen für asymptomatische Personen ab dem Alter von 50 Jahren mit einem Untersuchungsintervall von 5 Jahren aufgenommen hat (www.acs.com).

Literatur

Patrik Rogalla

Institut für Radiologie, Campus Charité Mitte

Charitéplatz 1

10117 Berlin

Telefon: ++ 49/30/4 50/52 71 37

Fax: ++ 49/30/4 50/52 79 11

eMail: patrik.rogalla@charite.de