Klin Padiatr 1983; 195(5): 337-341
DOI: 10.1055/s-2008-1034393
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Immunologische Aspekte bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Immunological Aspects in Chronic Inflammatory Bowel diseaseI. O. Auer
  • Med. Univ. Klinik Würzburg
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 March 2008 (online)

Abstract

Aetiology as well as pathogenesis of Crohn's disease and ulcerative colitis are unclear as yet.

Recent studies suggest that a transmissible factor present in Crohn's disease lymph nodes produces lymphoma and immune complex glomerulonephritis in nu/nu mice. Furthermore, sera of those patients contain an antibody, that recognices an ,,antigen(s)" in the murine lymphoma and glomerular immune complexes. In ulcerative colitis a disease-specific colonic tissue bound antibody directed against specific antigens of colonic mucosa from patients with ulcerative colitis but not from patients with Crohn's disease and normal colon has been found.

Contrary to earlier reports up to date knowledge gives no indication for a primary immunological defect of functions of the cell mediated immunity or unspecific immune system, although impairment of some immunological parameters appears due to the disease, both in Crohn's disease and in ulcerative colitits. This holds true for peripheral blood mononuclear cells. Results obtained with mononuclear cells isolated from the gut are highly controversial and at present do not allow final conclusions.

Zusammenfassung

Ätiologie und Pathogenese des Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa sind nach wie vor unklar. Als auslösend wird das Zusammentreffen eines (infektiösen? ) Umweltagens mit einer noch nicht definierten genetischen Prädisposition angesehen. Nach Injektion von Crohngewebe-Ultrafiltraten in thymusdefekte Mäuse kommt es in diesen zur Entwicklung von Lymphomen und Immunkomplex-Glomerulonephritiden. In diesen Lymphomen und den Immunkomplexen wird ein Antigen exprimiert, das aus Crohngewebe stammt und gegen das bei Patienten mit Morbus Crohn, und nur bei diesen, ein Antikörper vorliegt. Bei der Colitis ulcerosa findet sich eine IgG-Immunreaktion gegen ein mit dem Colitis-Colonepithel assoziiertes Antigen, gefolgt von einer Deponierung von IgG und Aktivierung von Komplement entlang der Basalmembran des Darmes. Derartige IgG-Antikörper reagieren spezifisch mit Colitis ulcerosa-Colonepithel-Zellen und vermitteln eine gegen Colonepithel-Zellen gerichtete antikörperabhängige zellvermittelte Zytotoxizität. Eine Bestätigung dieser Befunde sowie eine gezielte Interpretation derselben stehen aus.

Entgegen früheren Vorstellungen erbrachten neueste Untersuchungen keinen Anhalt für einen primären, prädisponierenden Defekt verschiedener Funktionen des spezifischen und unspezifischen Immunsystems bei diesen Patienten. Abhängig von Krankheitsaktivität und Krankheitsdauer kann es jedoch, vor allem bei Morbus Crohn, zu einer somit sekundären Einschränkung verschiedener Immunparameter kommen. Wenn auch sekundär, so mögen manche dieser Veränderungen jedoch Bedeutung für die Verstärkung und auch Perpetierung der Erkrankung erlangen. So spielt bei beiden Erkrankungen eine vermehrte lokale IgG-Produktion eine pathogenetische Rolle. Diese hat zwar zunächst eine protektive Bedeutung gegen aus dem Darm eindringende Antigene, führt dann aber zu einer die Gewebeschädigung verstärkenden Entzündung.