Psychologische Überlegungen zum Wunsch nach Refertilisierung

Zusammenfassung

51 Frauen mit Refertilisierungswunsch wurden vor der diagnostischen Laparoskopie mit einem halbstandardisierten Interview untersucht. Von Interesse waren die psychologische Ausgangssituation der Frauen zum Zeitpunkt ihrer Sterilisationsentscheidung und die Beweggründe für die Refertilisierungsoperation. Als psychologisches Testverfahren wurde der Giessen-Test eingesetzt. Es zeigte sich, daß die Frauen die Sterilisation überwiegend aufgrund eigener Initiative wünschten. Die Sterilisation wurde in ⅔ der Fälle in Verbindung mit einer gynäkologischen oder geburtshilflichen Behandlung durchgeführt. Eine angemessene psychosoziale Beratung fand selten statt.

Zum Wunsch nach Refertilisierung hat meist eine konkrete Veränderung der Lebensverhältnisse geführt. Von 51 Frauen waren 29 nach der Sterilisation eine neue Partnerschaft eingegangen, davon 27 nach Scheidung/ Trennung, 2 nach dem Tod des Ehepartners. 10 Frauen hatten ihr Kind verloren, und 12 lebten in strukturell unveränderten familiären Verhältnissen. Sowohl im Interview wie auch im Giessen-Test wurde deutlich, daß im Wunsch nach Refertilisierung reale Aspekte eines erneuten Kinderwunsches wie auch eine Selbstwertproblematik mit ausgeprägter Depressionsneigung zum Ausdruck kommen.

Abstract

51 women asking for refertilisation were evaluated by means of a half-standardized questionnaire before laparoscopy. Special attention was directed towards the psychological situation at the time of sterilisation as well as the reasons for refertilisation desired. In addition the Giessen-test was performed as standardized psychological personality inventory. In general, the sterilisation was initiated by the women because of social, financial or marital difficulties.

In ⅔ of the females sterilisation was performed in association with other gynecological or obstetrical procedures. Most of the women did not have any kind of adequate psychological or social counseling.

The desire for refertilisation was mainly caused by changes in the personal situation. 29 of 51 women reported to have a new partner, 27 of them after divorce or separation, two after the previous partner's death. Ten women reported the loss of a child, however, 12 women desired refertilisation without any obvious change in their private situation.

In conclusion, it appeared that refertilisation was desired and experienced as a real need as well as a result of a conflict in the women's self-understanding expressed by a tendency towards depression.