Zusammenfassung
Bei einer Zwillingsschwangerschaft einer 41jährigen Patientin wurde in der 23. Schwangerschaftswoche
eine selektive Sectio parva durchgeführt, da bei einer Fruchtwasseruntersuchung nach
Amniozenthese bei einem der Zwillinge eine freie Trisomie 21 nachgewiesen wurde. Der
andere, gesunde Zwilling wurde mit der in utero verbliebenen Plazenta des kranken
Zwillings in der 28. Schwangerschaftswoche vorzeitig geboren. Während die Plazenta
des gesunden Zwillings altersentsprechend ausgereift war, zeigte die in utero verbliebene
Plazenta des vorzeitig entfernten Zwillings ausgedehnte Stammzottengefäßverschlüsse
mit partieller Avascularität der Zotten, entsprechend dem Bild einer sog. Endarteriitis
obliterans. Da der vorzeitig entfernte Zwilling zur Zeit der Sectio-parva keine Dystrophiezeichen
aufwies, muß angenommen werden, daß seine Plazenta zu diesem Zeitpunkt noch regelrecht
ausgebildet war, so daß die jetzt beobachteten plazentaren Veränderungen Folge des
fetalen Kreislaufstillstandes sind. Das bedeutet aber, daß die Endarteriitis obliterans
nicht nur Ursache eines intrauterinen Fruchttodes sein kann, wie von vielen Autoren
bisher angenommen wurde, sondern auch seine Folge bzw. Folge des fetalen Kreislaufstillstandes.
Bei dystrophen Totgeburten mit Stammzottengefäßverschlüssen liegt somit wahrscheinlich
eine andere Ursache für den intrauterinen Fruchttod vor als der fetale Kreislaufstillstand,
bei altersentsprechend ausgereiften Totgeborenen und kurze Zeit zurückliegendem Fruchttod
muß der fetale Kreislaufstillstand primär für das Auftreten der Stammzottengefäßverschlüsse
verantwortlich gemacht werden.
Abstract
During a twin pregnancy of a 41-year old woman, a selective sectio parva was performed,
without removing the placenta, in the 23rd week of gestation. An amniotic fluid examination
after routine amniocentesis showed a free trisomy 21 in only one of the twins. The
twin with normal caryotype was delivered in the 28th week. His placenta was well developed,
whereas the placenta of the other child showed severe obliterations of the stem arteries
with partial avascularity of the villi. The histological aspect was that of a so-called
“endarteriitis obliterans”. Since the twin delivered via sectio parva showed no signs
of dystrophy, we presume that at the time of delivery his placenta had developed regularly.
The changes of the placenta, demonstrated by histological examinations, seemed to
be caused by the stopping of the foetal blood circulation. We suggest that the intrauterine
death is not caused by “endarteriitis obliterans” only as often described previously.
Obviously, the morphological picture of Endarteriitis obliterans can be the result
of cessation of foetal blood circulation. Obliteration of stem arteries might be the
main reason for the stillbirth with significant signs of dystrophy. The similar histological
picture in placentae of normally developed stillbirths is obviously caused by discontinuation
of foetal blood circulation.