Geburtshilfe Frauenheilkd 1985; 45(11): 803-808
DOI: 10.1055/s-2008-1036652
Gynäkologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Extrasystolie im Neugeborenenalter

Premature Beats in NewbornU. Böning, S. Brodherr-Heberlein, R. Schreiber, G. Schumacher, K. Bühlmeyer*
  • Deutsches Herzzentrum München
* Prof. Dr. med. K. Bühlmeyer, Direktor der Kinderklinik für Herz- und Kreislauferkrankungen, Deutsches Herzzentrum München, Lothstraße 11, 8000 München 2
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Wir untersuchten die Verläufe 35 herzgesunder Neugeborener mit Extrasystolen und studierten die Literatur betreffs ihrer Häufigkeit, Pathogenese und Therapiebedürftigkeit mit folgendem Ergebnis:

  1. Bei Untersuchungen mit kontinuierlicher Monitorüberwachung oder Langzeit-EKG-Aufzeichnung beträgt die Häufigkeit 7-25%.

  2. Ventrikuläre Extrasystolen haben nach der Literatur ca. ein Viertel, in unserem Patientengut aber fast die Hälfte der Kinder. Sie verschwinden wahrscheinlich später als die supraventrikulären Extrasystolen, haben jedoch keine schlechtere Prognose.

  3. Die Extrasystolen haben ein komplexes Erscheinungsbild mit Blockierungen, aberrierender Leitung, Bigeminus und Tachykardien. Gelegentlich ist Vorhofflattern assoziiert.

  4. In den ersten vier Lebenswochen verschwinden in der Hälfte der Fälle die Extrasystolen spontan. Bei 7 von 35 Kindern dauerten sie jedoch länger als 4 Monate. 2 Kinder hatten ungewöhnlicherweise Verläufe mit Zunahme der Rhythmusstörung.

  5. Behandelt wurde nur bei klinischen oder röntgenologischen Herzinsuffizienzzeichen, häufigen oder zunehmenden Tachykardien und Vorhofflattern. Zur Anwendung kamen Digitalis, Chinidin, Kardioversion, Propafenon und Amiodaron erfolgreich.

  6. Extrasystolen stellen keine Indikation für eine primäre Sectio dar.

  7. Als Ursache der perinatalen Extrasystolen ist eine Unreife des zentralen und autonomen Nervensystems sowie des Reizleitungssystems des Herzens zu vermuten.

Abstract

We investigated the clinical course in 35 healthy newborn with premature beats and studied the literature with regard to their frequency, pathogenesis, and therapy with the following results:

  1. Investigations with continuous monitoring or longterm ECG registration show a frequency of 7-25%.

  2. In literature, almost one-fourth, in our patients onehalf of the newborn have ventricular premature beats. These will probably disappear later than atrial premature beats, but their prognosis is not worse.

  3. The premature beats of newborn are often complex (blocked or aberrant conduction, bigeminus, tachycardia). Atrial flutter is sometimes associated.

  4. In one-half of cases they disappear spontaneously during the first month of life. However, they lasted for longer than 4 months in 7 out of 35 infants. The disorder increased after birth in 2 children, which is unusual.

  5. Therapy was indicated if there were signs of heart failure, frequent or increasing rate of tachycardia or atrial flutter.

  6. Premature beats do not indicate primary operative delivery.

  7. Immaturity of the central and autonomous nervous system and of the conduction-tissue of the heart may be the reason for frequent perinatal premature beats.