Geburtshilfe Frauenheilkd 1984; 44(5): 315-321
DOI: 10.1055/s-2008-1036666
Geburtshilfe

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Vorbeugende Behandlung des Atemnotsyndroms des Neugeborenen durch antepartale Glukokortikoidgabe (Betamethason)

Klinische Ergebnisse und Veränderungen der Lezithin/Sphingomyelin-Ratio im FruchtwasserProphylactic Treatment of Respiratory Distress Syndrome of Newborn by Antepartal Glucocorticoid Administration (Betamethasone)W. Kühn, U. Lorenz, H. Rüttgers, F. Kubli
  • Universitäts-Frauenklinik Heidelberg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. Juni 2008 (online)

Zusammenfassung

105 Patientinnen wurden wegen drohender Frühgeburt mit der Gefahr des Atemnotsyndroms (RDS) des Neugeborenen mit Betamethason behandelt. Vorzeitiger Blasensprung (30%) und Frühgeburtsbestrebungen (40%) stellten die wichtigsten Indikationen dar.

Die Kortikoidbehandlung fand zwischen der 27. und 35. Schwangerschaftswoche statt, 79% der Frauen entbanden vor der 36. Schwangerschaftswoche, mehr als die Hälfte vor der 34. Schwangerschaftswoche. Die Gesamtrate neonataler Atemnotsyndrome beträgt 25%, schwere Verlaufsformen (Stadium III und IV) sind selten (7%), die Mortalität am Atemnotsyndrom beträgt nach Kortikoidbehandlung 5,4%. Nach der 32 + 0 Schwangerschaftswoche starb kein Kind mehr an den Folgen eines RDS. Schwere Formen des RDS scheinen bei Knaben häufiger als bei Mädchen zu sein. Der vorzeitige Blasensprung führt zu keiner weiteren Senkung der RDS-Frequenz.

Die Lezithin/Sphingomyelin-Ratio im Fruchtwasser steigt nur in ⅔ der Fälle nach Kortikoidgabe auf Werte über 2 an; die Aussagekraft der L/S-Ratio, d. h. bei Werten über 2 ist mit einem Atemnotsyndrom des Neugeborenen nur in Ausnahmefällen zu rechnen (7,9%), bleibt auch nach der Glukokortikoidbehandlung bestehen.

Abstract

Betamethason was administered to 105 patients with threatened premature labour at risk for respiratory distress Syndrome (RDS) of the newborn. The most important indications were premature rupture of the membranes (30%) and premature labour (40%).

The betamethason treatment was given between the 27. and 35. week of gestation. 79% of the patients delivered prior to 36 weeks of gestation, over 50% prior to 34 weeks gestation. The total incidence of RDS was 25%. Severe types of RDS (stage III and IV) were rare (7%). The mortality of RDS after betamethason treatment was 5.4%. After 32 weeks gestation the mortality from RDS was 0%. Severe types of RDS appear to occur more often in male than in female infants. The incidence of RDS was not lowered further by premature of the membranes.

The lecithin/sphingomyelin(L/S)-ratio in the amniotic fluid following treatment with betamethason increased to over 2 in only ⅔ of the cases. The predictive value of the L/S ratio that respiratory distress syndrome of the newborn only occurs rarely with values over 2 was maintained after treatment with betamethason. Our rate in cases with an L/S ratio over 2 was 7.9%.