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DOI: 10.1055/s-2008-1036674
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Teilnahme an der Schwangerschaftsüberwachung in Bayern und Messung ihrer Effektivität*
Utilisation and Effectiveness of Prenatal Care in Bavaria * Mit Genehmigung der Kommission für Perinatologie in Bayern und in Teilen gefördert vom BMFT unter der Projektnummer PKE04.Publication History
Publication Date:
16 June 2008 (online)
Zusammenfassung
Die verbesserungsbedürftige Inanspruchnahme der Mutterschaftsvorsorgeuntersuchungen in der Bundesrepublik Deutschland wird oft als Grund für die im Vergleich zu den skandinavischen Ländern hohe perinatale Mortalität angesehen. Eine gute Schwangerschaftsüberwachung zeichnet sich dadurch aus, daß sie frühzeitig beginnt, intensiv durchgeführt und der Risikolage entsprechend flexibel angepaßt wird. Von den 83308 Schwangeren des Jahres 1981 der Bayerischen Perinatal-Erhebung hatten 65,5% vor der 13. Woche und 1,8% nach der 36. Woche das erste Mal den Arzt aufgesucht. 53,1% nahmen an 10 und mehr Untersuchungen teil. Jede 8. Schwangere (12,8%) wies gegenüber den Mutterschaftsrichtlinien, unabhängig vom Beginn der Überwachung, ein Defizit von 2 und mehr Untersuchungen auf.
Faktoren, die die Frühzeitigkeit der Schwangerschaftsüberwachung positiv beeinflußten, führten auch zu einer lückenloseren Inanspruchnahme und umgekehrt. Erstgebärende unter 16 Jahren, Mehrgebärende, Alleinstehende und Ausländerinnen vernachlässigten häufig die Vorsorge.
Hinweise für die Effektivität der Schwangerschaftsüberwachung findet man in den Daten der Bayerischen Perinatal-Erhebung hauptsächlich bei der Analyse der risikofreien Schwangerschaften. Je später die Schwangerschaftsüberwachung einsetzte, desto häufiger traten unter der Geburt Risiken auf. Im Durchschnitt fand sich nach jeder 5. risikofreien Schwangerschaft (21,3%) ein Geburtsrisiko. Auch die Neugeborenen wurden um so häufiger verlegt, je später ihre Mütter die Überwachung aufnahmen. So wiesen Frauen, die erst nach der 36. Woche zur Schwangerschaftsüberwachung kamen, eine um 41% höhere Verlegungsrate auf als die frühzeitig beginnenden. Die perinatale Mortalität ist sogar doppelt so hoch. Im Gegensatz zur Frühzeitigkeit spielt die Regelmäßigkeit der Inanspruchnahme erwartungsgemäß bei den risikofreien Schwangerschaften nur eine untergeordnete Rolle.
Abstract
Perinatal mortality is high in the Federal Republic of Germany when compared with that in the Scandinavian countries, and it is often claimed that this is due to the unsatisfactory utilisation of prenatal care examinations in this country. Good prenatal care is characterised by the fact that it starts early, that it is carried out intensively, and that it is flexibly adapted to the individual risk situation. Of 83,308 pregnant women covered in 1981 by the Bavarian Perinatal Analysis Inquiry, 65.5% had consulted the doctor for the first time before the 13th week of pregnancy, whereas 1.8% consulted the doctor after the 36th week. 53.1% were examined 10 or more times. Every 8th pregnant woman (12.8%) had omitted at least two or more consultations compared with the recommendations for prenatal care and independent of the onset of the care programme.
Factors exercising a positive influence on perinatal care resulted in better utilisation, and vice versa. The care programme was frequently neglected by primigravidaewho where less than 16 years old, by multigravidae, unmarried mothers and foreigners.
Data on the effectiveness of prenatal care are supplied by the Bavarian Perinatal Inquiry Data especially in the analysis of risk-free pregnancies. The later perinatal care was instituted, the more frequent were risk factors at birth. On the average, birth risk was seen after every 5th risk-free pregnancy (21.3%). Newborn had to be transferred to paediatric hospitals more frequently, the later mothers had taken advantage of prenatal care. Women who came for prenatal care only after the 36th week of pregnancy, had a transfer rate which was higher by 41% than those who had started early. Perinatal mortality was in fact even twice as high. As was to be expected, regular examinations were not so important in risk-free pregnancies than early onset of prenatal care.