Geburtshilfe Frauenheilkd 1982; 42(6): 431-435
DOI: 10.1055/s-2008-1036790
Geburtshilfe

© 1982 Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Unvorhergesehene Geburtsrisiken nach risikofreier Schwangerschaft* **

Unexpected Risks during Labour and Delivery Following a Low Risk PregnancyH. Elser, L. Badmann
  • Frauenklinik im Klinikum Großhadern (Direktor: Prof. Dr. K. Richter)
* Auszugsweise vorgetragen auf dem Kongreß der Bayerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe am 6. Juni 1980 in Regensburg.** Die Analyse der Daten erfolgte mit Genehmigung der Münchner perinatalen Arbeitsgemeinschaft. Wir bedanken uns bei den 26 an der Münchner Perinatal-Studie beteiligten Kliniken für ihre Bereitschaft, die Daten veröffentlichen zu dürfen.
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Publication Date:
19 March 2008 (online)

Zusammenfassung

54,4% der Schwangeren der Münchner Perinatal-Studie 1975-1977 wurden am Ende der Schwangerschaft als risikofrei eingestuft. Davon bekam jede dritte (17,0%) im Verlaufe der Geburt mindestens ein Geburtsrisiko. Diese werden nach dem Kriterium, ob sie bereits am Beginn der Geburt vorhanden oder erst im Verlaufe derselben aufgetreten sind, in sogenannte Folge- und Verlaufsrisiken unterteilt. Letztere wurden als unvorher gesehen definiert (4,7% des Gesamtkollektivs). In dieser Gruppe betrug die Rate der Spontangeburten nur 36,0% gegenüber 88,5 % im Vergleichskollektiv. Die perinatale Mortalität (6,9⅔) war um den Faktor 3 höher als bei den auch unter der Geburt risikofrei gebliebenen Frauen. Unvorhergesehen treten am häufigsten Haltungsanoma lien ein. Azidose und Fieber unter der Geburt sowie Notfallrisiken stellen sich überwiegend bei Frauen ein, die schon mit Risiken in die Geburt gingen. Für diese sogenannten Verlaufsrisiken mit einer derart hohen ope rativen Entbindungsfrequenz müssen sowohl im Interesse der Mutter als auch des Kindes unter der Geburt eine ständige Operationsbereitschaft und die Möglichkeit einer apparativen Überwachung des Feten gewährleistet sein. Selbst nach risikofreier Schwangerschaft läßt sich nicht ohne weiteres auf diese Maßnahmen verzichten.

Abstract

Of the maternity patient of the Munich perinatal study from 1975-1977 54.4% were considered to be low risk at the end of the pregnancy. Of these every third patient (17%) developed at least one risk during labour and delivery. These were considered to be consequence risks if they and been present at the onset of labour and delivery or progress risks if they developed during labour and delivery. The progress risks were defined as unpredictable and occurred in 4.7% of the total study. In this group the incidence of spontaneous delivery was only 36.0% compared with 88.5% in the compare group. The perinatal mortality of 6.9%o was three times higher than for women who remained low risk during labour and delivery. The commonest unpredictable risks are anomalies of presentation. Acidosis and pyrexia during labour and delivery and emergency risks occur most often in women who start labour and delivery with existing risks. For these so-called progress risks with a high incidence of operative deliveries an operating room must be available at all times in the interest of mother and fetus. The monitoring of the fetus must also be available. Even following a low risk pregnancy monitoring and operation may become necessary.