Z Gastroenterol 2008; 46 - V3_02
DOI: 10.1055/s-2008-1037594

Hepatocytentransplantation (HCT) zur Behandlung des akuten Leberversagens im Neugeborenenalter

J Meyburg 1, G Engelmann 1, J Schmidt 2, JP Schenk 3, GF Hoffmann 1, M Ott 4
  • 1Universitätsklinik für Kinder und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
  • 2Chirurgische Klinik der Universität Heidelberg, Heidelberg
  • 3Abteilung Pädiatrische Radiologie, Radiologische Universitätsklinik, Heidelberg
  • 4Abt. Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Einleitung Die orthotope Lebertransplantation (OLT) stößt im Neugeborenenalter an die Grenzen der technischen Machbarkeit, als minimalinvasives Verfahren ist daher die HCT eine interessante Alternative. Wir behandelten ein Neugeborenes mit Herpes-simplex-(HSV)-assoziiertem akutem Leberversagen, welches Kontraindikationen für eine OLT aufwies.

Material und Methoden

Die Patientin wurde am 10. Lebenstag mit akutem Leberversagen in unsere Klinik verlegt, wo der Verdacht auf eine HSV–2-Infektion bestätigt wurde. Aufgrund des systemischen Verlaufs der HSV-Infektion im Neugeborenenalter wurde die Patientin nicht für eine OLT gelistet. Zudem wurde als schwerwiegende Komplikation eine hämophagozytäre Lymphohistiozytose (HLH) diagnostiziert und eine entsprechende Chemotherapie begonnen. Trotz dieser Immunsuppression sank die Viruslast über einen Zeitraum von 19 Tagen von 2.8×109 auf 2×103 Kopien/ml. Der Allgemeinzustand des Kindes verschlechterte sich jedoch dramatisch, es kam zu gastrointestinalen und pulmonalen Blutungen und es mussten wechselnde Dialyseverfahren eingesetzt werden. Eine Leberbiopsie zeigte schließlich ausgeprägte Nekrosen ohne Regenerationszeichen.Über einen 4,2F Hickman-Katheter in der Vena colica media wurden während der nächsten 3 Tage insgesamt 0.82×109 vitale kryokonservierte Hepatozyten in die Pfortader infundiert. Pfortaderdruck und verschiedene Flussgeschwindigkeiten wurden während der Applikationen kontinuierlich überwacht.

Ergebnisse

FFP-Bedarf, Faktor V und Ammoniakspiegel verbesserten sich innerhalb der ersten 24 Stunden, um sich 3 Tage nach der letzten Applikation wieder zu verschlechtern. Zu diesem Zeitpunkt erlaubte der stabile Allgemeinzustand des Kindes die Listung zur OLT. Als Bridging zur OLT wurden nochmals 0.87×109 vitale Hepatozyten verabreicht. Die Laborwerte besserten sich diesmal noch schneller, aber der Effekt war wieder zeitlich begrenzt. Zu diesem Zeitpunkt bestätigte sich der Verdacht eines HLH-Rezidivs. Die HLH-spezifische Therapie wurde wieder aufgenommen, jedoch verstarb die Patientin zwei Tage später im Multiorganversagen.

Zusammenfassung

Die beschriebene Patientin war mit 3kg Körpergewicht die leichteste je behandelte und zudem das erste Kind in Deutschland. Trotz ihres desolaten klinischen Zustandes konnten insgesamt 11 Hepatozyten-Transfusionen sicher durchgeführt werden. Die Effekte der transplantierten Zellen waren deutlich, aber durch die fortschreitende HLH zeitlich begrenzt.