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DOI: 10.1055/s-2008-1038826
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Notfallmedizin an Bord von Schiffen
Publication History
Publication Date:
01 October 2008 (online)
Kernaussagen
Notfälle auf Seeschiffen
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Die besonderen Einsatzbedingungen auf Kauffahrteischiffen ohne Schiffsarzt in See im Vergleich zur Situation an Land bedingen deutliche Modifikationen sonst üblicher und anerkannter notfallmedizinischer Maßstäbe. Konsequenz bleibt letztlich, trotz engagierter Bemühungen und kontinuierlicher Verbesserungen und Innovationen, meistens eine vergleichsweise schlechtere Versorgungslage potenzieller Notfallpatienten auf entsprechenden Schiffen.
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Die Versorgung medizinischer Notfälle auf hoher See steht auf vier Säulen:
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Einheitliche medizinische Ausrüstung und Ausbildung an Bord von Seeschiffen nach der Verordnung über die Krankenfürsorge auf Kauffahrteischiffen (KrfsVO)
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Seenotleitung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und das Maritime Rescue Coordination Center (MRCC) Bremen
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Nationale Funkärztliche Beratungsstelle – Telemedical Maritime Assistance Service (TMAS Germany) – MEDICO Cuxhaven
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Havariekommando (HK) zur Bewältigung komplexer Schadenslagen in See
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Bei Hubschraubereinsätzen auf hoher See besteht in der Regel keine Möglichkeit zur Landung, sodass die verfügbare Zeit für die notärztliche Versorgung und Herstellung der Transportfähigkeit wegen des begrenzten Treibstoffvorrats limitiert ist.
Notfälle auf Kreuzfahrtschiffen
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Notfälle auf Kreuzfahrtschiffen sind zwar insgesamt eher selten, kommen jedoch vor. Zahlen und Studien dazu gibt es leider nur wenige. In einer amerikanischen Studie konnte ein Verhältnis von etwa 97 % nicht kritischen zu 3 % kritischen Konsultationen gezeigt werden [[5]]. Eine fundierte Ausbildung in Notfall- oder Intensivmedizin wird empfohlen. Zudem sind ein abgeschlossener ACLS‐Kurs und dessen Erneuerung alle zwei Jahre Voraussetzung für alle Mitglieder des medizinischen Teams. Bei bis zu 4000 Personen an Bord sind sowohl das mögliche medizinische Spektrum als auch das Gefahrenpotenzial groß. Dem Arzt stehen jedoch ein in der Regel erfahrenes Team sowie ausreichendes Equipment zur Verfügung.
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Nach internationalen Regeln für Passagierschiffe müssen Notfall-Übungen wöchentlich abgehalten werden und sind Pflicht für die gesamte Crew. So wird gewährleistet, dass bei Notfällen routiniert und effektiv gearbeitet wird.
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Wird eine Evakuierung notwendig, wird – sofern es die Dringlichkeit der Situation erlaubt – nach Möglichkeit der nächste erreichbare Hafen angelaufen. Alternativ kann per Hubschrauber evakuiert werden, sofern Wetterbedingungen und Entfernung zur Küste dies zulassen.
Literatur
- 1 Flesche C W, Jalowy A, Inselmann G. Telemedizin in der Hochseeschifffahrt. Medizinische Klinik. 2004; 99 163-168
- 2 Flesche C W, Jalowy A. Funkärztliche Beratung bei medizinischen Notfallsituationen in der Kauffahrteischiffahrt. Dtsch Med Wochenschr. 2007; 132 463-464
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3 http://www.dgzrs.de
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4 http://www.tmas-germany.de
- 5 DiGiovanna T, Rosen T, Forsett R, Sivertson K, Kelen G D. Shipboard medicine: a new niche for emergency medicine. Ann Emerg Med. 1992; 21 1476-1479
- 6 Dahl E. Passenger mortalities aboard cruise ships. Int Marit Health. 2001; 52 19-23
- 7 Ramilo P B, Augenbraun M, Hammerschlag M R. Recent outbreaks on cruise ships. Infect Med. 2004; 21 14-15
- 8 Cramer E H, Forney D. et al . Outbreaks of gastroenteritis associated with Noroviruses on cruise ships. MMWR. 2002; 51 1112-1115
- 9 Vessel Sanitation Program Operations Manual 2005. Department of Health and Human Services. Atlanta, GA, and Ft Lauderdale, FL; Centers for Disease Control and Prevention 2005
- 10 Widdowson M A, Sulka A, Bulens S N. et al . Norovirus and foodborne disease, United States, 1991 – 2000. Emerg Infect Dis. 2005; 11 95-102
Dr. Christian W. Flesche
TMAS Germany – Medico Cuxhaven
Krankenhaus Cuxhaven
Altenwalder Chaussee 10
27474 Cuxhaven
Email: cw@oceanmed.org
Dr. Jens Hertig
Medical Officer – Retrieval Service
Royal Darwin Hospital
PO Box 41326
NT 0811 Darwin, Australia
Email: jenshertig@gmail.com